24.06.2024
Haar- und Kopfhautanalyse: Technik bringt Geld und Kundenbindung
Der Einsatz technischer Hilfsmittel bei der Pflege von Haar und Kopfhaut kann Salons in mehrfacher Hinsicht Gewinn bringen.
Auf Beratung und mikroskopisch gestützte Haaranalysen von Yours Truly setzt Vilo Engelke, Inhaberin des Salons Kapper in Hamburg, um Stylings für unterschiedliche Haartypen mehr Standfestigkeit und Dauerhaftigkeit zu verleihen und geschädigte und feine Haare zu kräftigen. Dabei erhalten Kund*innen nach intensiver Beratung ein für ihr Haar individuell entwickeltes Produkt. Den vom Hersteller entwickelten Online-Fragebogen zur Haar- und Kopfhautstruktur füllt die Friseurmeisterin gemeinsam mit den Kund*innen aus, um Missverständnisse auszuschließen.
Anschließend werden Wünsche an Haarpflege und Duftnote der Produkte notiert. Bei Buchung der Haaranalyse wird zusätzlich eine Haarsträhne ans Labor gesandt, um die Gesundheit des Haares unter dem Mikroskop zu ermitteln. Das kostet extra. Anhand von Fragebogen und Haaranalyse berechnet ein Algorithmus die Rezeptur des individuellen Shampoos und Conditioners. Die Produkte erhalten Kund*innen zugeschickt und bestellen online nach. Der Salon erhält für jedes verkaufte Produkt eine Prämie, muss aber kein eigenes Lager betreiben. Das sieht Engelke als deutlichen Vorteil.
Ruf als Haardoktor
Der Zeitaufwand für Analyse und Beratung sei überschaubar, sagt die 44-Jährige. Wichtig sei, die Vorteile gut zu kommunizieren. Sie erzähle nebenbei von der Produktlinie, berate zur Nutzung von Shampoo und Spülung. Bei ihren Kund*innen kommt diese Expertise gut an. „Ich stehe bei ihnen für persönliche, kompetente Beratung, werde von vielen als Haardoktor gesehen. Das führt zur besseren Kundenbindung.“ Für die Saloninhaberin passen Aufwand und Mehrertrag zusammen, die Produktentwicklung von Yours Truly genau zu ihrem persönlichen Konzept: Kund*innen in ihrer eigenen Natürlichkeit zu unterstützen.
Türöffner für Kundengespräche
Auf eine individuelle Haaranalyse setzt auch Schwarzkopf Professional mit seinem SalonLab Analyzer und der dazu gehörenden App. Die Berliner Friseurin Kirstin Ellen Vietze nutzt seit Februar in ihrem Intercoiffeur-Salon das handliche Gerät, das mittels Nahinfrarotsensor die Qualität des inneren Haarzustandes misst. Die Ergebnisse werden den Kund*innen sofort in der Beratungs-App auf dem Tablet angezeigt. Darauf basierend, beraten die Mitarbeiter*innen zur passenden Pflege für die Salonanwendung oder stellen anhand der Messergebnisse eine personalisierte Pflege für zu Hause zusammen.
Kirsten Ellen Vietze überzeugt das Konzept des SalonLab Analyzers aus mehreren Gründen. Personalisierte Dinge lägen gerade sehr im Trend, Kund*innen könnten den Duft wählen und sogar ihren eigenen Namen oder Spruch auf die Pflegeprodukte drucken lassen. „Kunden sehen zudem, um wieviel Prozent sich das Haar bei Anwendung der empfohlenen Pflegeroutine verbessern kann.“ Ihre Mitarbeiterinnen, vor allem die jungen Auszubildenden, seien angetan von der neuen digital gestützten Möglichkeit, mit Kund*innen ins Gespräch zu kommen.
Denn das ist klar: Das neue Angebot muss vermittelt werden. Alle 15 Mitarbeiter*innen bei Ellen Vietze wurden geschult im Umgang mit dem System, in der Ansprache der Kund*innen während Haarschnitt oder Farbauftrag. „Vor allem geht es uns ums Haar. Wenn man sieht, wie gut gepflegte Haare wirken, und dass die Kundin daran mitarbeiten kann, überzeugt das sehr schnell.“ Langhaarige Kundinnen seien ganz happy, die Veränderung zu sehen und fänden das „cool“. Für die 54-Jährige Friseurunternehmerin ist der SalonLab Analyzer bisher ein echtes Alleinstellungsmerkmal in Berlin – eines, das sich lohnt für sie. Sie verkauft mehr Produkte und bindet Kund*innen durch die Beratung stärker an den Salon.
Handwerkliches Können
Ivan Al-Ebadi legt seit Beginn seiner Selbstständigkeit im Jahr 2017 viel Wert auf intensive Beratung im Karlsruher Salon Haarsympathie. Die Diagnose von Haar und Kopfhaut gehören zu jedem Haarschnitt dazu, die Zeit dafür kalkuliert er mit ein, führt das Beratungsgespräch beim Haareschneiden. Die Aufgabe eines Friseurs sei auch, Kund*innen Wissen zu ihrem Haar, der Kopfhaut und deren fachgerechter Pflege zu vermitteln, sagt der Friseurmeister. Dabei wendet der 35-jährige in der Ausbildung erlerntes und in Seminaren vertieftes Wissen an.
Für seine Diagnose greift Al-Ebadi zuerst zum Stilkamm, betrachtet Haar und Kopfhaut Stück für Stück. Problemstellen fotografiert er mit seinem Handy, zeigt den Kund*innen die Bilder und berät sie zur passenden Pflege. Im Allgemeinen empfiehlt er dabei die Produktserie von Glynt, mit der er im eigenen Salon arbeitet. Ist Al-Ebadi bei Kopfhautproblemen unsicher, schickt er Kund*innen auch zum Dermatologen. Schließlich sei er Friseur und kein Arzt. Das Feedback seiner Kund*innen sei durchweg positiv sagt der Unternehmer: „Sie erfahren mehr über ihre Kopfhaut, das gibt ihnen Sicherheit und Vertrauen. Normalerweise merken die Kund*innen, dass die Beratung etwas bringt und bleiben mir und meinen Produkten aus treu. Das ist für mich ein deutlicher Mehrwert.“
Hilfe bei Haarausfall
Kopfhaut- und Haarwuchsprobleme sind der Schwerpunkt von Stefanie Kritsch. Um sie zu behandeln, setzt die Inhaberin von Curly Friseure im bayerischen Wemding seit sieben Jahren auf Vitahairlight, eine computergesteuerte Behandlungseinheit in Form eines Helmes. „Mittels speziellem rotem Licht werden die Durchblutung der Kopfhaut gesteigert und die Versorgung der Haarzellen mit Nährstoffen verbessert“, beschreibt der Hersteller die Wirkungsweise. Für eine erfolgreiche Behandlung gegen Haarausfall sind 50 Sitzungen je 45 Minuten in neun Monaten nötig. Kritsch bestätigt sehr schnelle Erfolge bereits nach einer bis zwei Anwendungen.
Vor allem bei diffusem, hormonell bedingtem Haarausfall oder nach Chemotherapien setze sie das Gerät in ihrem Salon ein. Behandelt würden aber auch Schuppenflechte, Kopfhautjucken oder Neurodermitis. Kund*innen können eine Kundenkarte über 300 Minuten Behandlungsdauer kaufen, bekommen dann 60 Minuten Behandlung gratis. Wichtig sei, den Kund*innen die Behandlung gut zu erklären, sie die Effekte spüren zu lassen. Dann werde die Nutzung ein Selbstläufer.
Leasingrate um ein Vielfaches eingespielt
„Mein Thema ist Haarwuchs. Ich will, dass Menschen volles, schönes, gesundes Haar haben, dafür ist Vitahairlight der Knaller“, erklärt die 42-Jährige ihre Motivation. Ihre inzwischen zwei Geräte kommen täglich mehrmals, auch bei Haarfarbe und -kuren zum Einsatz. Die monatliche Leasingrate von 315 Euro spielt Kritsch mehrfach wieder ein. Das Gerät ersetze ihr eine Mitarbeiterin, rechnet die Unternehmerin vor. „Es funktioniert, die Kund*innen sind begeistert.“ Sie könne es Kolleg*innen, die sich auf Behandlung von Haarwuchsproblemen spezialisieren wollen, nur empfehlen.
Text: Elke Reichenbach