Carlos Weiss (l.) und Jan Borchert. Foto: Niels Burock

22.03.2021

Cut Climate Change: Salons werden klimapositiv

Der Klimawandel geht uns alle an. Die rund 80.000 Friseurbetriebe in Deutschland können Vorbild sein und gemeinsam mit ihren Kunden für Aufklärung und Umsetzung klimapositiver Arbeitsvorgänge sorgen. Die Initiative Cut Climate Change bietet Hilfe zur Eigeninitiative.

Gegründet wurde Cut Climate Change vom Friseurunternehmer Carlos Weiss und dem Forst- und Agrarwissenschaftler Jan Borchert. Um die CO2-Bilanz auszugleichen, werden auch Bäume gepflanzt, die sogenannten „Friseurwälder“.

Wir haben mit den beiden Cut Climate Change-Gründern gesprochen, die sich schon seit ihrer Kindheit kennen.

TOP HAIR: Mit Cut Climate Change sollen Friseurbetriebe nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv werden. Wie ist das zu verstehen?

Jan Borchert: "Um Friseurbetrieben ein glaubwürdiges System zu bieten, hat Cut Climate Change durch eine Kundenumfrage erkannt, welche Zweifel bei Kunden an klimafreundlichem Arbeiten bestehen. Hauptsächlich wurden die Zweifel „Die Vergangenheit muss ebenfalls angeschaut werden" und „Weit entfernte Projekte" genannt. Genau an diesen Stellen hinken die „einfachen“ klimaneutralen Möglichkeiten. Daher wird bei Cut Climate Change nicht nur die aktuelle CO2-Bilanz eines Salons ausgeglichen, sondern pro Jahr der Mitgliedschaft auch ein Teil der Vergangenheit des Salons. Dazu betreibt Cut Climate Change neben Waldschutz in Afrika auch Projekte in Deutschland - die Friseurwälder."

"Bäume sind also die einzigen „Maschinen" weltweit, die bereits vorhandenes CO2 spalten und speichern können."

Die Aufforstung macht mich also klimapositiv?
Jan Borchert:
"Gehen wir etwas tiefer in die Materie. Cut Climate Change hat gemeinsam mit dem TÜV Rheinland eine Studie geschrieben und daraus ein Computerprogramm entwickelt, um die CO2-Bilanz eines Friseursalons ausführlich zu berechnen. Zum Ausgleich von CO2 eignen sich am besten Klimaschutzprojekte, die erneuerbare Energien fördern. Konkret nutzt Cut Climate Change dazu ein Wasserkraftwerk, das Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen verhindert. Waldprojekte sind zum Ausgleich der aktuellen Emissionen nicht geeignet. Dafür eignen sie sich aber optimal für den Ausgleich der Emissionen aus unserer Vergangenheit. Waldflächen entziehen der Atmosphäre CO2, spalten es in der Photosynthese und speichern es im Holz. Bäume sind also die einzigen „Maschinen" weltweit, die bereits vorhandenes CO2 spalten und speichern können. Dazu beteiligt sich Cut Climate Change in einem riesigen Waldschutzprojekt in Zimbabwe und forstet in Deutschland Wälder auf. Durch diesen zusätzlichen Ausgleich von CO2 aus der Vergangenheit eines Salons wird dieser klimapositiv."

 

Was genau verbirgt sich denn hinter den „Friseurwäldern“? Und wo findet man sie?
Carlos Weiss: "In Deutschland Wälder zu pflanzen ist gar nicht so einfach, außer ein Förster ist an Bord. In den letzten drei Jahren ist in Deutschland eine Waldfläche so groß wie das Saarland abgestorben und wird im besten Fall mit jungen, gesunden Mischwäldern wieder bepflanzt. Das ist eine große Aufgabe und deswegen beteiligen sich Friseursalons, die Mitglied bei Cut Climate Change sind, an der Wiederaufforstung des deutschen Waldes. Durch Cut Climate Change werden deutschlandweit Aufforstungsprojekte ins Leben gerufen, die von Mitgliedsalons und Sponsoren unterstützt werden. Die Teams aus den Salons beteiligen sich sogar selbst und pflanzen ihre kleinen Klimaschützer. Dazu gibt es bisher einen Friseurwald in der Nähe von Wiesbaden. Ende März entsteht ein weiterer Friseurwald in der Nähe von Frankfurt am Main. Im Herbst sind Friseurwälder bei Stuttgart und im Münsterland geplant. Weiterhin könnten Wälder bei Berlin, Hamburg und München verwirklicht werden.
Was die Aufforstungen so besonders macht? Der Cut Climate Change-Förster begutachtet zunächst die abgestorbene Fläche und macht sich ein Bild der Gegebenheiten vor Ort. In der Forstwissenschaft spricht man von einer Standortanalyse. Zum Standort gehören Eigenschaften wie: Sonneneinstrahlung, Hanglage oder flache Oberfläche, Bodenbeschaffenheit, Nährstoffverfügbarkeit, Grundwasservorkommen, zu erwartender Niederschlag und auch der uns Friseuren bekannte pH-Wert. Wenn alle diese Werte erkannt wurden, ist klar, welche Baumarten einen klimastabilen Mischwald bilden können. Natürlich wird auch auf Verjüngung gesetzt, die sich von selbst bildet. Diese Bäume werden in die Planung mit aufgenommen."

Mehr Infos unter: https://www.cutclimatechange.com/