Charlie Le Mindu und Christine Röck (Hairdreams) bei der Buchpräsentation 2015 in London, Foto: Hairdreams

23.01.2017

Charlie le Mindu, der Extensions-Künstler

Seine Kunst drückt er in Haaren aus. Ein Bildband zeigt die Arbeit des ungewöhnlichen Friseurs, Designers und Künstlers Charlie Le Mindu, der auch schon für Lady Gaga gearbeitet hat.

An ihm und seiner Kunst scheiden sich die Geister. Seine Arbeiten sind exzentrisch, extrem, irritierend, auch schockierend. „Der Geist des Punk ist der Lebensnerv meiner Arbeit“, sagt Charlie Le Mindu über sich selbst. Bei Roads Publishing ist 2015 der Bildband „Haute Coiffure“­ erschienen, der das bisherige Werk des jungen Künstlers zeigt (256 Seiten mit englischen Texten, ISBN 9781909399648).

Looks für Lady Gaga und Florence Welch

„Frauen inspirieren mich sehr. Ich habe mich mit meiner Arbeit kontinuierlich bemüht, eine neue Art von Frau zu schaffen, ein Mädchen mit eigenem Charakter und Haltung – eine furchtlose Person von solcher Intensität und Kraft, dass sie gleichzeitig andere anzieht und ängstigt.“ Le Mindus künstlerisches Medium war stets das Haar, egal, ob er nackte Models über den Laufsteg schickte, der Sängerin Florence Welch (von der Band Florence + The Machine) mit roten Haaren ein Erkennungszeichen schuf, oder Lady Gaga mit einer lippenförmigen Perücke ausstaffierte.

Schwierige Jugend

Sein Aufstieg verlief schnell, sein Leben turbulent. 1986 in Frankreich als Sohn eines Bauarbeiters und einer Putzfrau mit einem Faible für Nina Hagen geboren, wuchs Charlie Le Mindu in der Weinregion­ ­Castelnau-de-Médoc auf. Als übergewich­tiger, schwuler Teenager litt er unter Mobbing. Er wollte Friseur werden und entwickelte eine Vorliebe für altmodische Frisiertechniken. Mit seiner eigenwilligen Art eckte er jedoch bei seinen Arbeit­gebern an und flog aus insgesamt fünf Salons raus. Das wiederum verlieh ihm in der Punk-Kunstszene von Bordeaux eine gewisse „Street Credibility“.

Charlie Le Mindu kreiert Haute Couture aus Haaren

In Berlin tauchte Le Mindu in die ausschweifende Clubszene ein, machte Perücken für Drag Queens und schnitt im Rahmen von theat­ralischen Installationen in Clubs Haare. Von dort ging er nach London, um Mode zu machen – mit Erfolg. Seine­ Shows wurden größer und grotesker, auch schockierend. Privat kämpfte er mit Depressionen und aufgrund einer Nutella-Sucht mit Über­gewicht. Schließlich wendete sich sein Leben erneut. Er nahm radikal ab und begab sich in die Hände der Schönheits-Chirurgie. Le Mindu gab sich schicker und zeigte 2013 in Paris seine erste, gefeierte Haute-Couture-Show. Zurzeit gilt seine Leidenschaft Performances und Ausstellungen.

Nicole Formichetti, Ex-Creative director von Lady Gaga, über Charlie Le Mindu:

"Als Friseur musst Du wirklich präzise sein, in jedem Millimeter deiner Arbeit. Und das ist es, was ihn abhebt und was ich an ihm liebe."

Ingrid Batruel, CEO Hairdreams" über Charlie Le Mindu:

"Charlie ist außergewöhnlich. Er vereint das Handwerk des Friseurs und Perückenmachers mit der Kreativität des Avantgarde-Künstlers und Modedesigners."