Irene Panse (li.), PH Friseure, mit 2 Mitarbeiterinnen, Foto: Zoltan Leskovar

04.10.2019

Irene Panse, die Wellenreiterin

Irene Panse ist überzeugt von der Dauerwelle. In ihrem Salon macht die Dienstleistung 15 Prozent des Salonumsatzes aus. Wie "PH Friseure" in Duisburg das schaffen? Lesen Sie es hier.

Eine beeindruckende Zahl: Rund 50 Dauerwellen macht man im Salon „PH Friseure“ in Duisburg – in der Woche! Das ist zwar bei Weitem nicht die Nachfrage, wie sie Inhaberin Irene Panse aus ihrer Lehrzeit kennt, aber doch weit mehr als heute in den Salons üblich. Rund 15 Prozent des Umsatzes wird durch diese Dienstleistung generiert!

Außer der Chefn arbeiten im Team noch zwei weitere Dauerwell-Spezialisten und zwei Farb-Experten. Irene Panse: „Mein Team ist spitze, jeder in seinem Bereich. Jeder macht das, was ihm am meisten liegt!“ Die jüngeren Kolleginnen, gibt sie zu, widmen sich bevorzugt den Colorationen und Strähnen-Techniken. Dass sich aber auch reichlich Expertenwissen zur Dauerwelle versammelt, liegt daran, dass es Salonphilosophie ist, sie als eine essenzielle Kompetenz des Friseurhandwerks zu begreifen. Zudem hat man im Team verstanden, dass sie für so manches Kundenhaar hilfreich und nützlich und eine Erleichterung beim täglichen Frisieren ist: Wer morgens Zeit und Lust hat, sich eine Stunde lang dem Styling zu widmen, braucht keine Dauerwelle. Wohl aber der, der schnell einen schönen Look will. „Es gibt Haare, die verlangen geradezu nach der Dauerwelle“, erklärt die Chefn. „Eine Kundin mit Kurzhaarfrisur und vielen störrischen Wirbeln – da können wir mit ein paar Wicklern das Problem beheben und die Frisierbarkeit verbessern.“ Oder, anders platziert, einem flachen Hinterkopf Volumen geben. Oder, wieder anders, in die Längen natürliche Bewegung bringen. „Die Ergebnisse von Dauerwellen decken ein breites Spektrum ab“, so Irene Panse, „denn Dauerwelle ist nicht gleich Dauerwelle, sondern kreatives Tool für die Friseure, die damit umzugehen wissen.“

 

Analysieren, zuhören, nachfragen

Deren Möglichkeiten faszinieren die Friseurmeisterin bis heute. Sie erinnert sich an die Mini plis der 80er-Jahre, an Lockenberge und Omas Krüsellocken und kann nachvollziehen, dass diese Looks nicht mehr zeitgemäß sind. Dennoch bedauert sie den Niedergang der Welle und rügt die Äußerungen eines berühmten Berliner Kollegen, der die Dauerwelle kürzlich medienwirksam verbannen wollte.

„Ich bin Obermeisterin der Innung Duisburg und mache mich in der Ausbildung dafür stark, die Kompetenz für Dauerwellen zu vermitteln und den Spaß daran!“ Wenn ihr das gelingt, ist sie sicher, können auch die kreativen Möglichkeiten zum Nutzen der Kunden und zum Nutzen des Friseurberufs wieder voll ausgeschöpft werden. Eine gelungene Dauerwelle verlangt zu Beginn eine gründliche Analyse. Irene Panse: „Zunächst müssen wir herausfnden, was sich der Kunde vorstellt, wie er sich zu Hause verhält, welchen Aufwand er mit seinen Haaren treibt und vor allem, in welchem Zustand die Haarstruktur ist.“ Dafür werden für Neukunden zwei Termine vereinbart, einen zur Beratung, den anderen zur Ausführung. Wobei der zweite Termin auch ausfallen kann, wenn die Expertin zu dem Schluss kommt, dass das Haar für eine Dauerwelle durch andere Chemie oder unzureichende Pf lege zu stark geschädigt ist: „Bei blondiertem Haar, bei vielen hellen Strähnen und bei Kundinnen, die sich zu Hause nicht um ihr Haar kümmern wollen – da müssen wir ganz klar Nein sagen!“, erläutert die erfahrene Friseurmeisterin. Selbst wenn die Kunden hoch und heilig Besserung versprechen, bleibt Irene Panse skeptisch: „Ich sehe so viele schreckliche Dauerwellen auf der Straße. Und ich möchte nicht, dass die meinen Namen tragen!“ Aber natürlich werden auch kritische Fälle nicht einfach nach Hause geschickt. Vielmehr kennen die Fachleute im Salon Alternativen, um das Haarproblem zu lösen: ein anderes Styling, ein anderer Schnitt oder hier und da ein Klettwickler.

 

Attraktives Umsatzpotenzial

Der Salon von Irene Panse gilt als Kompetenzzentrum für Dauerwellen. Hier hat man es mit Kunden zu tun, denen man die Dauerwelle nicht erst schmackhaft machen muss, sondern die aktiv nach dieser Dienstleistung fragen. Warum viele Kollegen die permanente Umformung allenfalls halbherzig anbieten, kann die Unternehmerin nur spekulieren: „Vielleicht hat niemand mehr Lust auf langes Wickeln. Und vermutlich ist es einfach Mainstream.“ Dass Dauerwellen in anderen Salons ein Nischendasein führen, bedauert sie und hat zu den Ursachen eine klare Meinung: „Wenn die Dauerwelle in den Salons tot ist, dann liegt das an uns, den Fachleuten. Die Kunden vertrauen uns und folgen unseren Empfehlungen. Also müssen wir die Dauerwelle wieder anbieten!“ Auch aus wirtschaftlichen Gründen, denn die Dauerwelle hat durchaus attraktives Umsatzpotenzial. So bezahlt man bei Irene Panse für eine chemische Glättung und Teildauerwelle ab 45 Euro; bei langem Haar klettern die Preise auf bis zu 130 Euro.

Als Ausbilderin in der Überbetrieblichen Ausbildung bemüht sich die Expertin, angehende Friseure für das Thema zu begeistern. Aktuell hat sie ein Konzept entwickelt, um der Dauerwelle zu einem modernen Auf tritt zu verhelfen: „Statt mit dünnen Stäbchen arbeiten wir mit dicken Wicklern, die in Frisurenform angeordnet werden. Das gibt eine natürliche Bewegung wie eine Naturwelle.“ Vielleicht, so hofft sie, kann sie so einen Beitrag leisten zum Revival der Dauerwelle. An ihr jedenfalls soll es nicht liegen.