28.07.2016

Kosmetik: Was sagen uns die Siegel?

Shampoos, Spülungen oder Haarkuren gibt es in großer Anzahl. Und alle versprechen eines: die Haare zu waschen und zu pflegen. Das schwer unüberschaubare Angebot an Pflegemitteln sowie von Unternehmen eigens kreierte Label zu Produkteigenschaften erschweren die Wahl.

Immer mehr Kunden haben höhere Ansprüche an ihre Kosmetik. Sie muss zum eigenen Stil passen, der Weltanschauung entsprechen oder medizinische Bedürfnisse erfüllen. Naturkosmetik hat sich so in den vergangenen Jahren einen Marktanteil von gut zehn Prozent erobert, Produktlinien für Allergiker und Neurodermitiker sind fest installiert. Das schwer unüberschaubare Angebot an Pflegemitteln sowie von Unternehmen eigens kreierte Label zu Produkteigenschaften erschweren die Wahl.

Der Blick auf die Inhaltsstoffe hilft dem Laien nicht immer weiter. Eine grobe Orientierung im Dschungel der Kosmetik bieten aber eine Reihe von Gütesiegeln. Vergeben von Verbänden oder Unternehmen weisen sie nach, dass die damit ausgezeichneten Produkte standardisierte und von Zertifizierungsinstituten überprüfte Kriterien erfüllen.

TOP HAIR hat eine kleine Übersicht zusammengestellt.

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

ECARF

Die Zahl der Allergiker ist in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen. Sie können sich bei der Wahl ihrer Kosmetika an zwei Labels orientieren: dem seit 2006 von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) vergebene gleichnamige Siegel und dem DAAB-Siegel, das der Deutsche Allergiker- und Asthmabund seit 1998 erteilt. Beide kennzeichnen Produkte, die möglichst wenig allergene Stoffe enthalten, um bei sensibler, geschädigter oder Neurodermitis erkrankter Haut Beschwerden zu vermeiden. Die mit dem Label versehenen Produkte sind frei von bekannten Kontaktallergenen, stark irritierenden Inhalts-, Duft- und Aromastoffen.

 

Häschen mit schützender Hand

Tierschützer haben bei der Wahl ihrer Kosmetik vor allem den Tierschutz im Auge. Die verwendeten Produkte dürfen keine Rohstoffe enthalten, die nach dem 1. Januar 1979 erstmals im Tierversuch getestet wurden. Synthetische Substanzen, die nach diesem Zeitpunkt auf den Markt kamen, dürfen ebenfalls nicht an Tieren getestet worden sein. Rohstoffe, die nur durch Tierquälerei zu gewinnen sind, oder für die Tiere eigens getötet werden müssen, sind tabu. Rohstoffe lebender Tiere sollten aus ökologischem Anbau stammen. Orientierung gibt das Logo mit dem Häschen unter der schützenden Hand, das der Internationale Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik (IHTN) vergibt.  

 

VeganBlume

Für Kosmetik ohne Tierversuche steht auch das Vegan-Zeichen. Die grüne Blume wurde von der Vegan Society in Großbritannien entwickelt und findet sich inzwischen auf zahlreichen kosmetischen Produkten auch in Drogerien. Es garantiert, dass ausschließlich pflanzliche Rohstoffe in der Kosmetik stecken. Produkte von lebenden Tieren, etwa Honig, sind in der Herstellung nicht erlaubt. Das Siegel gilt immer nur für ein Jahr und muss dann neu beantragt werden. www.vegansociety.com

 

BDHI

Das in Deutschland am stärksten verbreitete Siegel für Naturkosmetik vergibt seit 2001 der Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel (BDHI). Die Rohstoffe der einzeln ausgezeichneten Produkte müssen, so weit möglich, aus zertifiziertem ökologischen Anbau oder kontrollierter Wildsammlung stammen. Verzichtet wird auf synthetische Farb- und Duftstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte sowie auf Tierversuche. Rohstoffe toter Wirbeltiere wie Nerzöl, tierische Fette oder Collagen sind tabu. Erlaubt sind einige naturidentische Stoffe zur Konservierung. Ein gelabeltes Naturkosmetik-Produkt darf zusätzlich als „bio“ bezeichnet werden, wenn der Bioanteil bei allen Bestandteilen, die grundsätzlich in Bioqualität zur Verfügung stehen (außer Wasser und Mineralien), mindestens 95 Prozent beträgt. www.kontrollierte-naturkosmetik.de/bdih.htm

 

Natrue

Die Non-Profit Organisation NATRUE vergibt seit 2009 weltweit ein eigenes Label in drei Qualitätsstufen: Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bioanteil oder Biokosmetik. Bereits die erste Stufe setzt einen hohen Standard, auf dem alle weiteren aufbauen. Alle zertifizierten Produkte werden aus natürlichen und biologischen Inhaltsstoffen hergestellt. Verwendet werden darf nur eine begrenzte, genau festgelegte Menge von naturidentischen Konservierungsstoffen, wenn die natürlichen Stoffe nicht mit angemessenem technischen Aufwand aus der Natur gewonnen werden können. Gesundheitliche Gefahren durch Kosmetika sollen eingeschränkt, die Umwelt soll geschont werden. Mindestens 75 Prozent einer Produktlinie müssen die Kriterien erfüllen, um das Label zu erhalten. So soll Greenwashing ausgeschlossen werden. www.natrue.org

 

Cosmebio

Das 2012 entwickelte Label Cosmebio lehnt sich eng an die Ecocert-Richtlinien an. Produkte, die sich damit schmücken, müssen dazu mindesten 95 Prozent aus pflanzlichen Inhaltsstoffen bestehen. Zehn Prozent müssen aus zertifiziertem ökologischem Anbau stammen. Die Verwendung von Erdölderivaten ist ausgeschlossen. Schwerpunkt bei Cosmebio ist die transparente Information der Verbraucher und ein emissionsarmer Herstellungsprozess der kosmetischen Produkte. www.cosmebio.org  

 

Demeter

Den strengen Richtlinien des anthroposophisch ausgerichteten Demeter-Verbandes unterliegt auch die mit dem orangefarbenen Markenzeichen versehene Kosmetik. Sie enthält immer mindestens 90 Prozent Demeter-Rohstoffe. Auf Mineralöle, Benzol oder Hexan, Butylen- oder Propylenglycol sowie Rohstoffe aus Tieren wird verzichtet. Die Verarbeitung erfolgt ohne chemisch-synthetische Zusatzstoffe. www.demeter.de

 

Naturland

Der ökologische Anbauverband Naturland vergibt sein gleichnamiges Gütesiegel an Kosmetik, deren Inhaltsstoffe zu mindestens 20 Prozent landwirtschaftlichen Ursprungs sind und mit genau festgelegten Verarbeitungsverfahren gewonnen werden. Pflanzliche Rohstoffe müssen mindestens zu 95 Prozent aus Naturland-Anbau stammen. Konservierungs- und mineralische Stoffe dürfen nur sehr eingeschränkt verwendet und müssen genau deklariert werden. Verboten sind Nanopartikel sowie synthetische Inhaltsstoffe. www.naturland.de

BIO Österreich

Österreich hat als erstes Land in der EU die Standards für Biokosmetik gesetzlich geregelt und im Lebensmittelbuch festgelegt. Mindestens 95 Prozent der landwirtschaftlich gewonnenen Inhaltsstoffe müssen aus biologischem Anbau sein. Für jede spezielle Produktkategorie gibt Austria-Bio einen Prozentanteil an Rohstoffen aus kontrolliertem biologischem Anbau vor. Erlaubt sind nur ausgewählte Produktionsverfahren und wenige Konservierungsmittel. www.abg.at

Ecocert

Der französische Kontroll- und Zertifizierungsverband Ecocert hat Vertretungen in 200 Ländern weltweit. Er vergibt zwei verlässliche Label für Naturkosmetik. Produkte mit dem „ökologische und biologische Garantiezeichen“ enthalten mindestens 95 Prozent Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs, 95 Prozent der Pflanzenstoffe stammen aus biologischem Anbau. Für das „ökologische Garantiezeichen“: muss das Produkt 95 Prozent natürliche Inhaltsstoffe enthalten, aber nur 50 Prozent der pflanzlichen Stoffe aus Bio-Anbau. Beide Label werden nur je für ein Jahr vergeben. www.ecocert.com

 

EcoControl

EcoControl ist anerkannte Zertifizierungsstelle für eine Reihe von internationalen Standards im Naturkosmetikbereich darunter NaTrue, Natural Cosmetics Standard (NCS), ICADA, Naturland, Demeter. Zudem vergibt die Prüfstelle ein eigenes Siegel für ökologische Rohstoffe auf Pflanzenbasis, die in der Naturkosmetik verwendet werden, für Qualitätssicherungssysteme der Hersteller von Rohstoffen, Naturkosmetik und Waschmitteln sowie für Nachhaltigkeitsstandards. Es zertifiziert darüber hinaus den Nachhaltigkeitsstandard CSE in Kooperation mit dem TÜV-NORD. www.eco-control.com

 

ICADA

1997 entwickelte die International Cosmetic and Detergents Association (ICADA), ein Zusammenschluss von Produzenten und Vertriebsunternehmen, von Körperpflege- und Waschmitteln, eine eigene Naturkosmetik-Richtlinie, um sich von Nachahmern ohne Naturkosmetik-Philosophie abzuheben. Dabei orientierte sich der Verband an den Richtlinien anderer Naturkosmetikhersteller. Erlaubt sind nur Stoffe, die in der Natur vorkommen oder durch in der Natur vorkommende Herstellungsprozesse entstehen. Pflanzliche Bestandteile müssen, soweit möglich, aus biologischem Anbau oder zertifizierter Wildsammlung stammen. Vorgaben über die prozentuale Zusammensetzung der Inhaltsstoffe fehlen, Bioanteile können gesondert ausgewiesen werden. Organisch-synthetische Farb- und Duftstoffe, erdölbasierte sowie nach 1998 an Tieren getestete Rohstoffe sind verboten. Rohstoffe toter Wirbeltiere wie Nerzöl, tierische Fette oder Collagen sind tabu. Produkte mit dem Qualitätszeichen von ICADA sind nur in Fachgeschäften erhältlich. www.icada.eu  

 

CSE und NCS

Nachhaltiges Wirtschaften hat sich die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik UG (GfaW) auf die Fahnen geschrieben. Sie vergibt seit 2012 in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Label CSE (Certified Sustainable Economics) an Unternehmen, die sowohl in der Produktion als auch der Unternehmensführung ökologische und soziale Aspekte und die ökonomische Tragfähigkeit für zukünftige Generationen berücksichtigen. Die zertifizierten Unternehmen dürfen das Label auf alle Produkten führen. Die Gesellschaft vergibt zudem das NCS-Siegel für Naturkosmetik, das sich an andere Naturkosmetikstandards anlehnt. Zertifiziert werden die Inhaltsstoffe. Sind diese aus ökologischem Anbau, können sie entsprechend gekennzeichnet werden. www.angewandte-wirtschaftsethik.org  

 

Fairtrade

Das Fairtrade-Siegel basiert auf ökologischen, ökonomischen und vor allem sozialen Standards. Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und Beschäftigen werden durch Fairtrade-Preise und -Prämien verbessert. Zwangs- und Kinderarbeit sind verboten. Kosmetikprodukte mit Fairtrade-Zutaten werden mit dem Fairtrade-Siegel in Kombination mit dem Zusatz „enthält Fairtrade-Bestandteil“ gekennzeichnet. Alle Inhaltsstoffe, die Fairtrade-Rohstoffe seien können, müssen Fairtrade-zertifiziert sein. www.fairtrade-deutschland.de