Islam (l.) und Djibril Dulatov in ihrem Düsseldorfer Salon J'adore Cut

07.05.2021

Zwischen Modeln und Martial Arts: Die Dulatov-Brüder in der Friseurbranche

2007 kamen sie als Flüchtlinge aus Tschetschenien. Heute sind die vier Brüder erfolgreiche Profi-Kampfsportler, gefragte Models und jetzt auch Friseurunternehmer.

Wenn Djibril Dulatov erzählt, wie er mit 16 Jahren für das Modeln entdeckt wurde, hat man den Eindruck, er kann es auch heute noch nicht so ganz glauben. Bei einer Shoppingtour von seinem ersten verdienten Geld aus dem Nebenjob bei Netto, tippte ihm plötzlich jemand auf die Schulter. Die Mitarbeiterin einer internationalen Casting-Agentur lud ihn zu einem Testshooting ein. „Ich schaute zuerst mal hinter mich, weil ich dachte, das sei die ‚Versteckte Kamera‘. Mir war damals nicht bewusst, dass es überhaupt männliche Models gab“, sagt er. Dem Vater zuhause ging es ähnlich. Die Mutter aber sagte ganz einfach: „Lass ihn doch mal ausprobieren!“ Bis er dann tatsächlich davon überzeugt war, dass das Ganze mit rechten Dingen zuging, habe es aber noch ein paar Wochen gedauert, erinnert er sich schmunzelnd.
 

Vier Brüder auf dem Laufsteg

Umso schneller kam die Karriere dann in Gang. Kaum zwei Monate später und knapp drei Jahre nach der Flucht vor dem Krieg, fand sich Djibril Dulatov auf den großen Laufstegen wieder, lief für Gucci, McQueen, Diesel und andere bekannte Labels. Gucci-Sonnenbrillen, die er 2012 spaßeshalber beim Shoppen anprobiert hatte, präsentierte er nun selbst vor internationalem Publikum. Der gläubige Muslim nennt es Schicksal, und ist dankbar dafür, dass er damals diese Chance bekommen hat. Und auch für das, was für ihn und seine drei Brüder Islam, Tamerlan und Sulumbek noch folgen sollte. Denn über Facebook- und Instagram-Fotos wurde die Modewelt auch bald auf die jüngeren Geschwister aufmerksam. Mittlerweile sind alle vier bei einer der renommiertesten internationalen Modelagenturen unter Vertrag, arbeiten für Hugo Boss, Versace, Neil Barret oder Dolce & Gabbane.
 

Islam und Djibril an der Rezeption des Friseursalons

Mode, Sport und Friseurbusiness

Was die vier Brüder aus Tschetschenien zu Shootingstars mit zehntausenden Instagram-Followern macht, ist jedoch vor allem die Kombi aus Modelbusiness und ihrer zweiten Leidenschaft: dem Kampfsport. In Vogue, Spiegel, Men’s Health oder GQ erzählen sie mit viel Respekt vor dem großen Bruder, wie er sie über Boxen, Ringen und Kickboxen zu MMA gebracht hat. Mixed Martial Arts kann man sich als eine Kombination aus den drei Sportarten vorstellen - eine Vollkontaktsportart, in der die Brüder Erfolge feiern. Islam beispielsweise bereits als zweimaliger Europameister. Alle vier sehen ihre Zukunft im Sport, Djibril und Islam inzwischen im Profibereich. Was sie jedoch nicht daran hindert, auch noch andere Projekte anzustoßen, die bei den Dulatovs, ganz klar, immer Familienprojekte sind.
 

Immer willkommen im Salon

Eines dieser gemeinsamen Projekte war die Eröffnung von J’adore Cut, ihrem Herrensalon in der Düsseldorfer Charlottenstraße vor wenigen Monaten. Neben der auch bereits eröffneten Bar, J’adore Lounge, einem geplanten Restaurant sowie einem Gym, stand „Friseur“ ganz oben auf der Liste. „Wöchentlich zum Friseur zu gehen, gehört bei uns zum Beruf. Wir fühlen uns im Friseursalon einfach wohl“, ist Djibrils spontane Antwort auf die Frage, warum die Wahl gerade auf diese Branche gefallen ist. Vielleicht trug aber auch das Schülerpraktikum dazu bei, das er vor zehn Jahren im Salon von Guido Wagner auf der Düsseldorfer Kö absolviert hat. Auch dort mochte er die Atmosphäre, denn „Friseure sind einfach sympathisch“, strahlt er. Kein Wunder also, dass man die Brüder oft im J’adore Cut antrifft. Und so mancher junge Fan freut sich, wenn er zum Haarschnitt noch ein Selfie mit seinen Idolen machen kann. Dazu sind die Dulatovs immer geduldig, nahbar und freundlich bereit. Es gehört einfach ganz selbstverständlich dazu. Die Stimmung im Salon ist herzlich, man fühlt sich willkommen.
 

„Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich hier sitze und sehe, dass wir diesen tollen Salon geschaffen haben. Das macht stolz“, sagt Djibril Dulatov

J'adore Cut bald auch für Damen

Etwas schaffen, auf das man stolz sein kann, dieses Gefühl ist den Brüdern wichtig, egal, ob es der schöne Salon ist, das Gym für Jugendliche oder die coole Bar. Wenn die Corona-Situation endlich wieder leichter wird, möchten sie ihre Projekte so richtig ans Laufen bringen. Dann steht auch für den Salon noch etwas Neues auf dem Plan: „Wir möchten mehr Stylisten einstellen und unsere Friseurdienstleistung im J’adore Cut bald auch für Damen anbieten.“ Die Branche freut’s. Und wir von TOP HAIR drücken die Daumen!


Text: Susanne Vetter