Maik Kaiser auf der TOP HAIR. >< Foto: UST

20.10.2020

Karriere in der Friseurbranche: Maik Kaiser ist ein Industrie-Fan

Karriere in der Industrie. Unsexy? Gar nicht, findet Maik Kaiser und zeigt, wie man auch ohne Salon viel erreicht.

Maik Kaiser war schon vieles: Friseur, Trainer, Projektmanager, Produkttester, Model und Blogger. Die Arbeit im Salon war auf Dauer nicht sein Ding. Lieber wollte er Friseure und Produkte weiterentwickeln. Sein Chef staunte nicht schlecht, als Kaiser, im ersten Lehrjahr, erklärte, dass die Schulung nicht gut war und kess behauptete: „Ich werde Trainer und mache das besser!“ Die Voraussetzungen dafür fügten sich ganz gut: Er schloss die Lehre als Jahrgangsbester ab, verkürzte die damals noch vorgeschriebene Gesellenzeit auf drei Jahre und wurde jüngster Friseurmeister in NRW. Verdient selbstbewusst bewarb er sich dann bei L’Oreal als Trainer und bekam den Job. „Anderen was beizubringen macht mir großen Spaß, das habe ich schon als Schüler beim Nachhilfeunterricht gemerkt.“ Und so wurde aus dem Friseur Kaiser der Trainer Kaiser mit allem, was das Portfolio hergibt: Salonschulungen, Kundenbetreuung, Seminare in den hauseigenen Akademien oder das Lehren auf Events wie der TOP HAIR Messe. Er arbeitete auf der Fashion Week, war der persönliche Stylist von Sylvie Meis bei Let’s dance, bereiste die Welt. Aber: „Man verändert sich.“ Nach sieben Jahren suchte er etwas anderes, wechselte in den Innendienst und entwickelte die Kampagne „My Beauty Career“ mit. Fortan sprach er in Schulen über den Traumjob Friseur und hatte viel mit Organisation, Verwaltung und dem Kultusministerium zu tun. Nachdem „sein Baby“ auf eigenen Füßen stand, wechselte Kaiser noch einmal die Abteilung. Produkttests waren jetzt sein tägliches Brot. „Das war spannend“, erinnert er sich: „Ich habe die Bedürfnisse des Marktes aus einer ganz anderen Sicht kennengelernt: Was braucht ein Industrieunternehmen, um erfolgreich Produkte zu verkaufen.“

Herz schlägt für Friseurbranche

Insgesamt zehn Jahre lang war er bei L‘Oreal, dann zog er weiter und lernte nochmals eine andere Facette der Mode- und Beautybranche kennen: Er arbeitete freiberuflich als Model, baute seinen Männermode-Blog „Kaisers neue Kleider“ auf, jobbte bei einem Friseur und heuerte sogar in einer Werbeagentur an. Nach drei Jahren dann die Erkenntnis: Beautywelt ja, aber anders: „Ich liebe Friseure, und keine Branche ist so genial und speziell wie die Friseurwelt.“ Nach einem kurzen Ausflug in die Welt des Zweithaars („Ich war ein paar Jahre zu früh für diese Branche“) führte der Weg den 39-Jährigen als Senior Color Educator zur japanischen Marke Milbon, um dort Schulungsmaßnahmen auf- und auszubauen, die Produktentwicklung und das Marketing voranzutreiben.

Zurück in den Salon?

Nein, danke! Wohin es ihn noch treiben wird? Maik Kaiser ist offen für neue Herausforderungen und ein überzeugter Optimist: Wenn sich irgendwo eine Tür schließt, geht woanders eine auf, ist sein Credo. Aber: „Aus der Industrie möchte ich nicht mehr raus“, ist er sicher. „Vielleicht mal im Rentenalter als Hobby wieder hinter dem Stuhl stehen. Aber ich finde es schön, Dinge weiterzuentwickeln.“ Zielstrebigkeit, gesunden Ehrgeiz und ein gutes Selbstwertgefühl müsse man für einen erfolgreichen Weg in der Industrie mitbringen, rät Kaiser: „Naivität ist dort fehl am Platz, sonst wird man ausgenutzt.“

Er bleibt sich treu

Seinen Blog betreibt Kaiser übrigens nur noch als Hobby, ebenso das Modeln. „Mit dem Bart und den langen Haaren habe ich in eine bestimmte Zeit gut reingepasst.“ Jetzt müsste er seinen Look verändern, um weiterhin gut gebucht zu sein. „Aber das will ich nicht. Meinen Look hatte ich schon vorher und ich will mir selbst treu bleiben.“