Roséblond statt Asch, Air Touch statt Standard-Strähnen – Guy Tang setzt 2025 auf warme Farbnuancen, feine Layering-Techniken und mentale Balance im Friseurberuf. Im Interview verrät er auch, wie Musik und Haarfarbe für ihn zusammengehören.
Früher zeigte Guy Tang gerne knallige Haarfarben. Mit seinen Haartransformations-Videos wurde er auf Social Media bekannt. Jetzt sind es natürliche, warme Töne, die Guy Tang begeistern. Der bekannte US-Friseur erzählt uns im exklusiven Interview außerdem, wie Songwriting ihm hilft, gesund zu bleiben, und warum ein explizites Rap-Video von Megan Thee Stallion ihn sehr stolz macht.
TOP HAIR: Woher kommt deine Liebe zu Haarfarben?
Guy Tang: Ich habe Farben schon immer geliebt. Schon als Kind habe ich Nuancen ganz genau wahrgenommen – ein Hauch von Rosé, Beige, Taupe. Ich kann das schwer beschreiben. Ich bin in den Achtzigern mit Cartoons aufgewachsen und habe mich einfach immer für Farbe begeistert.
Nach der Beauty School war ich rebellisch. Ich stand auf Regenbogenfarben, Neon, blockige, knallige Kontraste. Aber je mehr ich mit Kundinnen gearbeitet habe, desto mehr habe ich natürliche Töne schätzen gelernt – Beige, Gold. Heute liebe ich warme Nuancen wie Kupfer und Gold. Lange habe ich dagegen angekämpft, weil ich dunkles Haar habe und immer nur Asch verwendet habe. Aber in den letzten fünf Jahren habe ich mich zum ersten Mal bewusst für Gold und Kupfer entschieden. Ich liebe es, dass dieser Trend zu natürlichen, warmen Tönen geht – zurück zu dem, was unser Haar von Natur aus mitbringt. Ich hoffe, das bleibt so.
Goldbeige, Roségold, neutrale Kupfertöne – gedämpfte, erdige Nuancen, wie ein Sonnenuntergang in der Wüste. Das sehe ich gerade sehr stark.
Guy Tang
Ist das der große Trend, den du siehst?
Definitiv bewegen wir uns in Richtung warme Farben. Aber warm bedeutet nicht unbedingt knalliges Orange oder leuchtendes Gelbgold. Es geht um subtile Akzente: Goldbeige, Roségold, neutrale Kupfertöne – gedämpfte, erdige Nuancen, wie ein Sonnenuntergang in der Wüste. Das sehe ich gerade sehr stark.
Fotos: Thomas Fedra
Gibt es spezielle Techniken dafür?
Das Entscheidende ist die Rezeptur. Man muss wissen, mit welchem Ausgangston man arbeitet und wie man gezielt mischt, um genau dieses Ergebnis zu erzielen. Oft denken wir zu viel – das Haar hat ja von Natur aus Wärme. Wenn das Haar hell ist, spielen auch die Porosität, die Haarqualität, die Struktur eine große Rolle – was kann es aushalten? Manchmal reicht ein ganz leichter Gold-Kupfer-Ton. Viele mischen zu viel Kupfer oder Rot in die Rezeptur, dabei genügt oft ein Tropfen.
Natürlich muss man seine Farbmarke kennen, jede Linie ist anders aufgebaut. Da ich eine eigene Farbmarke habe, kenne ich meine Rezepturen genau. Und: Man darf ruhig in Schichten arbeiten – pretone, overtone, glaze. Geschichtete Farben wirken wie Basecoat und Topcoat beim Nagellack.

Du sprichst auch über Air Touch. Ist das aktuell deine bevorzugte Technik?
Ich arbeite mit allen Techniken – Balayage, Backcombing, Air Touch, Weaving, Slicing. Manchmal verwende ich auf einem Kopf mehrere Methoden gleichzeitig. Es geht immer darum, das beste Ergebnis zu erzielen. Deshalb beschränke ich mich nicht auf eine Technik. Ich möchte andere dazu ermutigen, auch mal Techniken auszuprobieren, die sie vielleicht noch nicht kennen, optisch noch nicht wahrgenommen oder noch nie ausprobiert haben. Air Touch ist noch relativ neu.
Du hast auch einige Prominente gestylt. Gibt es einen Look, auf den du ganz besonders stolz bist?
Ich wurde bekannt, als ich einer Reihe bekannter YouTuber die Haare auffällig verändert habe. Besonders viral war das Video „From Pubes to Paradise“ mit der YouTuberin Mykie. Auch Michelle Phan, eine gute Freundin von mir, hat mich unterstützt.
Aber besonders stolz bin ich auf die Haarfarben für die Rapperin Megan Thee Stallion im Video „WAP“. Ich habe zwei Perücken für das Musikvideo gefärbt – die eine mit schwarz-weißen Tigerstreifen, fast wie ein Zebra, mit silber-weißem Ton. Die zweite mit einem Farbspiel in Minze und Lavendel. Das Video ist explizit, aber zu sehen, wie der Song auf Platz eins der Billboard Charts stieg und das Musikvideo viral ging – die Haare hatte ich gemacht! Ein Freund, Kellon Deryck, der die Haare von Megan Thee Stallion gemacht hat, kam mit den Perücken zu mir. Wir haben das über Nacht gefärbt – acht Stunden Arbeit für zwei Haarteile. Auf diese Arbeit bin ich sehr stolz.

Songwriting ist mein Ventil. Ich verarbeite damit Stress, Depression, emotionale Krisen.
Guy Tang
Du hast viel erreicht: eigene Farbmarke, Olaplex-Botschafter, Educator, riesig auf Social Media und Musiker. Hast du noch Ziele?
Ich lasse mich vom Leben treiben. Dinge passieren, neue Möglichkeiten ergeben sich. Ich wollte schon immer Singer-Songwriter sein, und als die Gelegenheit kam, habe ich sie genutzt. Meine Songs passen zu meiner Marke, wo jede Kollektion eine Geschichte erzählt. Viele Texte handeln von persönlichen Erfahrungen, von Heilung. Ich möchte anderen helfen, durch Musik zu heilen – weil sie auch mir hilft.
Songwriting ist mein Ventil. Ich verarbeite damit Stress, Depression, emotionale Krisen. Es hilft mir, stark zu bleiben, zurück in den Salon zu gehen, Schulungsvideos zu drehen und die Leidenschaft nicht zu verlieren. Gerade in den letzten Jahren war es schwer, optimistisch zu bleiben – die Welt hat sich verändert. Aber wenn man seine Leidenschaften nährt, sich nicht in eine Schublade steckt, dann hält man durch – und liebt, was man tut. Musik, Education, Haar – das sind meine drei Leidenschaften. Ich will das Publikum inspirieren, das eigene Tun wieder zu lieben.
Wir wollen unsere Kundschaft glücklich machen. Aber wenn wir uns selbst nicht gut fühlen, wie sollen wir dann anderen Selbstvertrauen geben?
Guy Tang
Das ist ein schöner Blick auf deine Arbeit.
Ja, wir dürfen keine Angst haben, glücklich zu sein. Viele verändern sich, um anderen zu gefallen, und machen sich dabei selbst unglücklich. Dieses Jahr will ich den Fokus auf mentale Gesundheit legen. Wenn ich selbst glücklich bin, kann ich andere glücklich machen.

Friseurinnen und Friseure sind oft People Pleaser. Wir wollen unsere Kundschaft glücklich machen. Aber wenn wir uns selbst nicht gut fühlen, wie sollen wir anderen Selbstvertrauen geben? Wer mehrere Dinge liebt – tanzen, singen, modeln, Gitarre spielen – soll das leben. Sonst macht man irgendwann dem eigenen Beruf Vorwürfe, weil man sich selbst vernachlässigt hat. Man hat nur dieses eine Leben.
Und nur wenn man in Balance ist, kann man auch anderen helfen.
Das ist tiefgründig. Aber es ist wahr.
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