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24.11.2021

Ampelkoalition plant Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro

Der Koalitionsvertrag der Ampelparteien steht. Er sieht eine Erhöhung des Mindestlohns im ersten Jahr der Ampelkoalition auf 12 Euro vor.

Die Ampelparteien SPD, Grüne und FDP haben ihren Koalitionsvertrag vorgelegt. Darin findet sich ein zentrales Wahlversprechen der SPD: Der gesetzliche Mindestlohn soll auf zwölf Euro pro Stunde erhöht werden. 

Unter dem Punkt "Respekt, Chancen und soziale Sicherheit in der modernen Arbeitswelt", heißt es: "Berufsbiographien sind häufig von Brüchen geprägt, gerade in Zeiten des Wandels. Wir wollen Sicherheit auch im Übergang geben und dazu ermutigen, Neues zu wagen. Leistung muss anerkannt und Arbeit gerecht bezahlt werden. Darum werden wir den Mindestlohn auf 12 Euro anheben und uns für Entgeltgleichheit von Frauen und Männern einsetzen."

Weitere Punkte, die der Koalitionsvertrag vorsieht, sind zum Beispiel Minijobs, Arbeits- und Gesundheitsschutz oder Absicherung für Selbstständige. Hier geht es direkt zum Koalitionsvertrag, der Focus online vorliegt.

 

ZV Präsidentin Manuela Härtelt-Dören nimmt zu den Mindestlohnplänen der Ampelkoalition sowie zu Löhnen und Preisen im Friseurhandwerk Stellung:

„Immer wieder wird das Friseurhandwerk in der Presse als Beispiel für den Niedriglohnsektor herangezogen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern an vielen Stellen schlicht falsch. Gerne würden wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Geld bezahlen und viele zahlen ja bereits mehr, als die Tarife es vorsehen. Gute Arbeit soll eben auch gut bezahlt werden. Aber woran liegt es denn, dass die Löhne nicht höher sind? Genau, an den Preisen!

In Umfragen geben viele Kundinnen und Kunden an, dass Angestellte im Friseurhandwerk auf jeden Fall mehr verdienen sollten. Gleichzeitig ist das Friseurhandwerk aber ein sehr preissensibles Gewerk, d.h. eine deutliche Lohnsteigerung würde eine noch deutlichere Preissteigerung nach sich ziehen. Mindestens 80 Euro für einen Haarschnitt?! Dazu ist der Verbraucher dann ganz sicher nicht bereit. Erst wenn die Kundinnen und Kunden bereit sind, deutlich mehr für einen Haarschnitt auszugeben, erst dann werden auch in den untersten Entgeltstufen Löhne gezahlt werden können, die weit vom gesetzlichen Mindestlohn entfernt sind.

Die Entscheidung der nächsten Bundesregierung den Mindestlohn in einem Schritt auf 12 Euro anzuheben, fügt der Tarifautonomie schweren Schaden zu und stellt die zuständige Mindestlohnkommission und Ihre Arbeit bloß. 12 Euro Mindestlohn wird strukturgefährdende Folgen in der Friseurbranche haben. Wir werden den neuen Mindestlohn und die darüber liegenden Entgelte nicht, wie in anderen Branchen, über Preiserhöhungen auffangen können.

Die Folgen:
Der Trend zu kleineren Betrieben wird sich beschleunigen.
Beschäftigung wird weiter abnehmen, ebenso wie die Ausbildungsbereitschaft.
Die Ertragsproblematik vieler Friseurunternehmen wird sich weiter verschärfen.

Wir fordern:
Die Achtung der Tarifautonomie.
Die Stärkung der Tarifbindung durch branchenspezifische Lösungen.
Ein Stufenmodell zur Anhebung des Mindestlohns.“