Corona, Fachkräftemangel und Inflation- auch wenn Verbraucher die Friseurdienstleistung schätzen, die Branche leidet unter mehreren Krisen. Foto: Melanie Fredel

15.06.2023

Weniger Betriebe und Azubis, mehr Mikro-Salons

Vielfältige Krisen beuteln das Friseurhandwerk und führen zu einem Strukturwandel der Branche. Das ist die Bilanz des Zentralverbands anlässlich der Mitgliederversammlung in Bremen.

Die Folgen der Corona-Pandemie schlugen sich auch 2021 in der Umsatzentwicklung des Friseurhandwerks nieder. 2021 haben die 49.917 (-3 % zum Vorjahr) umsatzsteuerpflichtigen Friseurunternehmen 5,92 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit 4,7 Prozent weniger als 2020. Für das Jahr 2022 prognostiziert Destatis eine Erholung der steuerpflichtigen Umsätze.

Branche hinkt bei Preisen hinterher

Die Preise für Friseurdienstleistungen zeigten im Jahresdurchschnitt 2022 ein Plus von 5,2 Prozent im Vergleich zu 2021. Allerdings: Während das allgemeine Preisniveau in Deutschland einen deutlichen Aufwärtstrend aufweist, hält die Entwicklung der Preise für Friseurdienstleistungen nicht mit. Der Umsatz in den Damensalons lag im Jahr 2022 pro Kundin durchschnittlich bei 67,67 Euro. Männer investierten im Jahr 2022 durchschnittlich 28,25 Euro pro Besuch. (Quelle: Dienstleistungsvergleich „Prime Spot“ der Unternehmensberatung Peter Zöllner).

Azubi-Zahlen sinken weiter

Mit insgesamt 14.174 Auszubildenden im Jahr 2022 geht der Rückgang bei den Ausbildungsverhältnissen im Friseurhandwerk weiter. Das ist ein Rückgang von 10,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Bei den weiblichen Auszubildenden rangiert der Friseurberuf dennoch mit 4.611 neu abgeschlossenen Verträgen 2022 auf Platz acht der Liste aller Ausbildungsberufe. 2.055 Neuverträge wurden von männlichen Lehrlingen abgeschlossen.

Seit 2018 ist die Zahl der Friseurbetriebe erstmals wieder deutlich gesunken. Am Stichtag 31.12.2022 dokumentierte die Handwerksrollenstatistik des ZDH 80.556 Salons (Vorjahr: 81.029) und weist bundesweit 5.517 Zugänge und 5.990 Abgänge von Friseursalons aus. Dabei ist auch die Zahl der Filialen weiter stark rückläufig. Waren es 2021 noch 9.210 Filialen, zählte die BGW 2022 nur noch 8.770. Corona wirkte sich als Treiber eines Strukturwandels im Friseurmarkt aus: Salons rutschen in die Kategorie der umsatzsteuerbefreiten Mikro-Salons ab. Die Zahl dieser Betriebe wird nicht gesondert erfasst. Der ZV schätzt, dass derzeit bereits 29.000 Betriebe dazu gehören. Tendenz steigend.

Wie geht es weiter?

Für das laufende Jahr sowie 2024 seien seriöse Prognosen aufgrund von vielen Unwägbarkeiten und Risiken kaum möglich, teilt der ZV mit. Jedoch werde die Situation für das ohnehin von der Pandemie schwer getroffene Friseurhandwerk aufgrund von Energiekrise, Inflation und gestörten Lieferketten angespannt bleiben. Zugleich stehe die Branche vor einer zentralen Aufgabe: der Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung. Vor diesem Hintergrund fordert der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks eine Bildungswende: Um zukünftig mehr Fachkräfte gewinnen zu können, müsse eine echte Gleichwertigkeit in der Bildungspolitik hergestellt werden. Die Friseurbranche benötige mit seiner hohen Ausbildungs- und Integrationsleistung zusätzliche finanzielle Unterstützung. Aus diesem Grund macht sich der Zentralverband stark für eine Ausbildungsprämie für Ausbildungsbetriebe sowie für die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent für Friseurdienstleistungen.