Neuer Zeitgeist beim Lernen: Oliver Bohn >< Foto: Oliver Bohn

01.10.2019

Die Meisterschule wird digital

Die renommierte Friseurschule Amann & Bohn in Lörrach konzentriert sich ab 2020 auf den „Meister Digital“.

Künftig bietet die Friseurschule in Lörrach nur noch die Kurse I und II an. Und die nur digital. Die Teile III und IV können bei den regionalen Handwerkskammern absolviert werden. Hintergrund: die in den letzten Jahren bundesweit dramatisch gesunkene Zahl der Meisterprüfungen (siehe Kasten unten). Weniger Azubis, weniger Gesellen, also weniger Meisterschüler.

„Die Gründe, die einer Meisterausbildung beim Einzelnen entgegenstehen, sind vielfältig“, weiß Schulleiter Oliver Bohn: „Verdienstausfall, hohe Kosten für einen Zweitwohnsitz und die mangelnde Bereitschaft, Zeit und Kraft in eine Ausbildung zu investieren. Und dann kommt noch ein Faktor hinzu: Die ‚Generation Z‘ lernt anders, denn sie benutzt ganz selbstverständlich die neuen Medien dazu“, so Bohn. „Deshalb möchten wir der erste Anbieter sein, der die Meisterkurse digital anbietet“, erklärt der Friseurmeister.

„Nachdem wir mit Hochdruck an dem Konzept, dem Verzicht auf ständige Präsenz und neuen Lernmethoden gefeilt haben, startet ab 2020 der ‚Meister Digital‘“, freut er sich. Innerhalb von zehn Monaten werden die Meisterkurse I und II absolviert. Der größte Teil der Ausbildung fndet zu Hause vor dem Computer, dem Tablet oder Smartphone statt. Dazu gibt es Übungsaufgaben, Online-Tests und Schulungs-Videos. Alle zwei Wochen am Montag fndet ein virtuelles Klassenzimmer statt, in dem die Schüler in Echtzeit Fragen stellen, über Probleme reden und sich austauschen können. Der Meisterschüler kann sich so oft Bedarf besteht die Videos und Aufzeichnungen zu komplexen Themenfeldern anschauen. Neben dem Fernstudium wird es alle zwei Monate einen 3-Tages-Präsenz-Block in Lörrach geben. Innerhalb dieser Blöcke wird die Fachpraxis an zwölf Tagen vertieft. Es wird digital geklärt, welche Arbeiten gemacht werden, welcher Schwerpunkt ansteht, worauf es ankommt, was mitzubringen ist oder welche Modelle notwendig sind.

Sobald der „Meister Digital“ Teil I erfolgreich absolviert ist, folgt Teil II. Dadurch steht der Ablauf fest. „Auch die Handwerkskammer Freiburg hat bereits die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Prüfung zugesagt“, freut sich Oliver Bohn. „Es war nach 50 Jahren Zeit, diesen Schritt zu machen, denn die digitalen Veränderungen unserer Branche machten ihn notwendig“, fasst er zusammen.

Immer weniger Meister:

Innerhalb der letzten sieben Jahre ist die Zahl der Meisterprüfungen
bundesweit um 47,3 Prozent zurückgegangen.

2018: 1.698 Meisterprüfung
2010: 3.340 Meisterprüfungen
(Quelle: Zahlen von Ralf Osinski)

Meisterkurs Digital: Ab 2020
Anmeldung: ab Herbst 2019
Kosten: 2.750 Euro
Der Meisterkurs ist förderberechtigt und dadurch BAföG-fähig
Ausbildungsstart: jeweils im Februar und September eines Jahres
Technikseminare wie Schnitt- & Hochsteckkurse fnden weiterhin statt