Erzeugt man unvermeidbare CO2-Emissionen, kann man diese mit Klimazertifikaten ausgleichen. Foto: AdobeStock-Sansert

18.12.2023

Klimazertifikate: Lohnt sich der Emissionsausgleich für Friseure?

TOP Salon Eco Future-Sieger Peter Gress beleuchtet das System der Klimazertifikate, mit denen auch Friseurbetriebe ihre CO2-Emissionen ausgleichen können.

Der fortschreitende Klimawandel, CO2-Emissionen und deren Kompensation sind heute weltweit wichtige Themen für den nachhaltigen Schutz unserer Umwelt. Eine Möglichkeit uch für Friseurunternehmer, unvermeidbare CO2-Emissionen auszugleichen, zum Beispiel wegen einer geschäftlichen Flugreise, sind Klimazertifikate. Doch wie funktioniert das System?

Was sind Klimazertifikate?
Erzeugen Unternehmen oder Privatpersonen unvermeidbare Emissionen, können sie Klimazertifikate zur Kompensation kaufen. Die Investition fließt dann in emissionsmindernde Projekte. Dazu haben die Vereinten Nationen im Kyoto-Protokoll von 1997 ein klar geregeltes CO2-Kompensationssystem geschaffen: Durch den Handel mit Zertifikaten können CO2-Kompensationsprojekte finanziert werden – ein Anreiz, in klimafreundliche Technologien und Projekte zu investieren. Klimazertifikate sind somit ein wichtiger Bestandteil der weltweiten CO2-Kompensation. Ein Zertifikat entspricht einer Tonne CO2-Ausstoß. Man kann also so viele Klimazertifikate kaufen, wie man CO2 produziert. Der Preis für den Ausgleich einer Tonne CO2 liegt derzeit bei rund 23 Euro. Kritiker bemängeln zwar, dass die persönliche Verantwortung damit ausgelagert wird, doch mit dem Kyoto-Protokoll wurde erstmals nahezu weltweit eine gemeinsame Basis gegen die Erderwärmung gefunden.

Verschiedene Formen
Es gibt Zertifikate für Emissionsminderungen (ERU), für erfolgreich durchgeführte Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern (CER), und Zertifikate für erneuerbare Energien (REC). Ziel aller Zertifikate ist es, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren und erneuerbare Energien zu fördern.

Reguliert oder freiwillig
Klimazertifikate werden in einen regulierten und einen freiwilligen Markt unterteilt: Der regulierte Markt findet auf staatlicher Ebene im Rahmen des Kyoto-Protokolls statt. 191 Staaten haben das Kyoto-Protokoll inzwischen ratifiziert. Das Emissionsproblem besteht weltweit, daher ist es von großer Bedeutung, dass auch für Entwicklungs- und Schwellenländer tragfähige Lösungen gefunden werden. Der freiwillige Markt wird nicht kontrolliert und es gibt keine Qualitätsstandards. Viele Projekte sind daher fragwürdig und ihre Eignung zum Teil heftig umstritten. Den Vertragsstaaten stehen drei Optionen von Klimazertifikaten zur Verfügung: Emissionshandel, Joint Implementation (JI), und der Erwerb von CO2-Gutschriften (CDM). Die Regierungen legen Emissions-Obergrenzen für Unternehmen fest. Benötigt ein Unternehmen mehr Ausgleich als sein Budget erlaubt, kann es eingesparte CO2-Zertifikate von anderen Unternehmen kaufen (Emissionshandel). Benötigt es weniger, kann es die nicht benötigten Zertifikate an andere Unternehmen verkaufen. Ein wichtiger Faktor bei der Auswahl von Klimazertifikaten ist, dass sie überprüfbar und vertrauenswürdig sind. Man muss kontrollieren, ob sie wirklich einen positiven Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten und nicht nur Greenwashing betreiben. Unternehmen und Privatpersonen sollten deshalb genau prüfen, welches Zertifikat am besten zu ihren Zielen und Werten passt.

Foto: Melanie Fredel

Im Gespräch:

Peter Gress ist amtierender Sieger des TOP Salon Eco Future-Awards.