Haarausfall erkennen zu lernen, ist für Friseure sehr wichtig. Denn oftmals sind sie die erste Anlaufstelle für Betroffene

26.09.2023

Haarausfall erkennen lernen

Schneiden, waschen, färben, föhnen – die Aufgabenvielfalt im Friseursalon ist ohnehin schon groß. Immer häufiger werden zusätzlich Beratungsleistungen angefragt: Was, wenn eine Kundin plötzlich mehr Haare verliert als zuvor? Was, wenn ein Kunde neuerdings vermehrt kahle Stellen entdeckt oder die Kopfhaut auf einmal juckt? Häufig ist der Friseur die erste Anlaufstelle, um Fragen rund ums Thema Haarausfall zu beantworten, weiß Dermatologe Christian Drerup.

Es ist allgemein bekannt, dass ein Haarverlust von 80 bis 100 Haaren pro Tag völlig normal ist – und bei 100 000 bis 150 000 Kopfhaaren fällt das auch erstmal gar nicht auf, erklärt Christian Drerup. Grund für diesen Haarverlust ist der natürliche Lebenszyklus des Haars: „Über einen Zeitraum von zwei bis sechs Jahren wächst das Haar, nach einer knapp zweiwöchigen Übergangsphase beginnt die Ruhephase, die mit dem Ausfallen des Haars endet“, erklärt der Dermatologe. Danach beginnt der Zyklus von vorne. 
Wenn aber plötzlich mehr Haare als gewöhnlich ausfallen, gilt es, Ursachenforschung zu betreiben. Denn verstärkter Haarausfall kann viele Gründe haben, etwa der Jahreszeitenwechsel – besonders im Frühjahr und Herbst – aber auch Infekte, Kopfhauterkrankungen, „Systemerkrankungen“, wie etwa Tumore. Haarausfall kann auch mechanisch bedingt sein, „beispielsweise durch häufiges Tragen eines engen Pferdeschwanzes“, weiß der Mediziner. Vermehrt Haare können auch bei einer Strahlentherapie oder bedingt durch Toxine, Medikamente, Diäten, Mangelerscheinungen, ein hormonelles Ungleichgewicht, genetische Veranlagung oder ein geschädigtes Immunsystem ausfallen. „Häufig ist es schwierig herauszufinden, was genau die Ursache des Haarausfalls ist“, berichtet Christian Drerup. Licht am Horizont für Betroffene gibt es trotzdem: Einige typische Haarausfallmuster seien recht gut zu erkennen und durch die passenden Therapiemaßnahmen könne der Haarausfall dann auch aufgehalten werden. 

Auf einen Blick erkennen und richtig beraten

Wie Friseure bei der täglichen Arbeit mit wenigen Blicken auf die Kopfhaut und die Haare einen Haarverlust einordnen können? „Der diffuse Haarausfall ist relativ leicht zu erkennen“, sagt der Experte. Er ist durch einen gleichmäßigen Haarverlust gekennzeichnet, die Kopfhaut ist nicht gerötet und Betroffenen fällt anfangs das Dünner Werden des Zopfs oder der Haarlängen auf. Wenn der diffuse Haarausfall schon länger besteht, bilden sich gleichmäßig lichter werdende Stellen auf der Kopfhaut. 
Der erblich bedingte Haarausfall tritt bei Männern und Frauen auf. Mit der androgenetischen Alopezie, wie diese Form des Haarausfalls auch genannt wird, haben Männer allerdings deutlich häufiger zu kämpfen: „In Europa sind bis zu 80 Prozent der Männer betroffen“, sagt Christian Drerup. Am oberen Hinterkopf und den Schläfen fallen die Haare meistens als erstes aus – durch das Zurückweichen der Haare an den Schläfen kommt es zu den klassischen Geheimratsecken. „Im weiteren Verlauf breitet sich der Haarausfall dann meistens über den ganzen Kopf aus und zurück bleibt oftmals nur eine dünne kranzförmige Restbehaarung an den Seiten.“
Typisch für den kreisrunden Haarausfall sind die einzelnen oder mehrere runde, kahle Stellen – teilweise sind auch kurze abgebrochene Haare vorhanden. Meistens ist die Kopfhaut betroffen, der kreisrunde Haarausfall kann aber auch im Bereich des Barts und der Augenbrauen auftreten. Obwohl die Selbstheilungsrate hoch ist, empfiehlt Christian Drerup eine Behandlung: „Diese Art des Haarausfalls löst bei Betroffenen große Ängste vor einem kompletten Haarverlust aus.“ Nach Wochen oder Monaten kann der Haarausfall wieder auftreten. 
Für Friseure lohnt es sich auch, über Hautkrankheiten wie Schuppenflechte, Neurodermitis oder ein Seborrhoisches Ekzem Bescheid zu wissen. Denn auch davon kann die Kopfhaut der Kund*innen betroffen sein. Christian Drerup erklärt: „Als Faustregel gilt: Weist die Kopfhaut dicke, teilweise feste Schuppen an der Kopfhaut aus und ist die Haut über die Haargrenzen hinaus gerötet, handelt es sich um eine Schuppenflechte.“ Bei Neurodermitis ist der Juckreiz an der Kopfhaut sehr ausgeprägt, die Rötung hingegen dezenter – die Betroffenen leiden womöglich auch an Allergien und Juckreiz am ganzen Körper. Beim Seborrhoischen Ekzem treten in der Regel Schuppen an den Augenbrauen, im Bereich der Nase oder im Bart auf. 
Ein deutlich seltenerer Grund für Haarausfall, den aber wahrscheinlich jede*r Friseur*in schon einmal gesehen hat, ist der Lichen planopilaris: „Hier kommt es durch Hautentzündungen zu Vernarbungen an der Kopfhaut.“ An der Kopfhaut sieht man „Büschelhaare“ – mehrere Haare wachsen aus einem Haarfollikel heraus und um jeden einzelnen Follikel sind feine Rötungen sichtbar. „Zwischen den Follikeln ist die Haut glänzend vernarbt – dadurch gehen die Haarfollikel dauerhaft kaputt“, weiß der Dermatologe. Von einer Sonderform dieser Erkrankung, der frontal fibrosierenden Alopezie, sind zumeist Frauen ab 50 Jahren betroffen. Eine frühzeitige Therapie kann diesen langsam fortschreitenden bandförmigen Haarverlust an der Stirn stoppen.

Weitere Informationen zum Thema finden Interessierte im Netz unter doctorderma.de.
Außerdem bietet Christian Drerup explizit für Friseur*innen ein kostenfreies Intensiv-Webinar„Haarausfall bei meinen Kund*innen – Wie erkenne ich häufige Haarausfallmuster und welche Therapien sind zu empfehlen“ am Dienstag, 24. Oktober, 19 Uhr, an.  In der rund 60-minütigen Veranstaltung liegt der Fokus auf dem Erkennen unterschiedlicher Haarausfallmuster und anderen häufigen Hautveränderungen der Kopfhaut, Therapiemöglichkeiten sowie Mythen rund ums Thema Haarausfall. Anhand praktischer Alltagsbeispiele können die Teilnehmer*innen im Anschluss fundiert zu Haut- und Haarproblemen an der Kopfhaut beraten.
Bis Mittwoch, 18. Oktober, können sich Interessierte unter www.justhair.de/anmeldung-onlineseminar anmelden. 

 

Doktor Christian Drerup ist Facharzt für Dermatologie. Während seiner Tätigkeit am Universitätsklinikum Münster hat er schwerpunktmäßig Patient*innen zum Thema Haarausfall behandelt und kennt die Therapieempfehlungen und Wirkweisen aus der persönlichen Erfahrung nur zu gut. Drerup ist in einer Hautarztpraxis in Hamburg tätig sowie ärztlicher Geschäftsführer von doctorderma.de und medizinischer Beirat für justhair.de.

Sie interessieren sich für die Themen Kopfhautpflege und Zweithaar? Dann seien Sie gespannt auf unsere nächste Business-Ausgabe, die am 15. Oktober erscheint.