08.02.2024

Denkfabrik Friseurhandwerk: Zentralverband lud zum Austausch

Mit einem neuen Event-Format hat der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks das bisherige Obermeisterseminar abgelöst: Die "Denkfabrik Friseurhandwerk" soll künftig einen offenen Austausch zwischen Innungsmitgliedern, Nicht-Mitgliedern und Industrie ermöglichen.

„Das Ziel ist es, das ursprüngliche Obermeisterseminar zu erneuern, zu öffnen und einen Austausch mit der gesamten Branche zu etablieren“, begrüßte die Präsidentin des Zentralverbandes, Manuela Härtelt-Dören die rund 100 Gäste zur neuen „Denkfabrik Friseurhandwerk“: „Wir wollen die Branche und Einflüsse von Außen mitnehmen. Davon lebt ein Zentralverband!“ Damit übergab sie das Wort und die Führung durch den ersten Veranstaltungstag an Hauptgeschäftsführer Holger Stein.

Über ein digitales Tool konnten die Teilnehmer*innen am Handy vorab und während der Veranstaltung Ideen, Themen und Anregungen ins Plenum geben. Gemeinsam sortierte man die brennendsten Themen und tauschte sich danach in kleinen Gruppen dazu aus. Besondere Relevanz hatten dabei die Themen „Zukunft der Ausbildung“, „Lobbyarbeit“, „Meister im Friseurhandwerk“  sowie die „Wahrnehmung der Branche“. In einem Vortrag von Prof. Dr. Maximilian Lude, Wissenschaftler und Co-Creator, zum Thema „Ist das Zukunft oder kann das weg?“ erhielten die Teilnehmenden spannende Impulse zu künftigen Entwicklungen im Markt und in der Gesellschaft.

„Das Friseurhandwerk muss politischer werden“

Der zweite Tag des Events stand im Zeichen der politischen Arbeit: ZV-Präsidentin Manuela Härtelt-Dören richtete sich in ihrer Grundsatzrede eindringlich an die Teilnehmenden. Sie äußerte sich besorgt über die aktuellen politischen Entwicklungen und deren potenzielle Auswirkungen auf das Friseurhandwerk. Dabei betonte sie die Notwendigkeit, den politischen Einfluss der Friseurbranche zu intensivieren: „Es ist Zeit, zu machen (…) das Friseurhandwerk muss in Zukunft politischer werden.“ Vier konkreten Forderungen nach fairen Rahmenbedingungen für die Branche an die Politik will der ZV in der nächsten Zukunft vorantreiben:

  1. Reduzierung der Mehrwertsteuer auf persönliche Dienstleistungen auf 7%
  2. die steuerliche Geltendmachung der Friseurdienstleistung
  3. Unterstützung der Ausbildungs- und Integrationsleistung
  4. konsequente Verfolgung von Schwarzarbeit

Nach intensiven kontroversen Diskussionen und regem Austausch, kam auch die Party-Stimmung nicht zu kurz: bei leckerem Essen und guter Musik konnten die Gäste bei der Abendveranstaltung ausgiebig netzwerken und ausgelassen tanzen und feiern.

 

TOP HAIR traf die ZV-Präsidentin vor Ort zum Interview:

TOP HAIR: „Welches sind für Sie die wichtigsten Themen, die Sie aus der Veranstaltung mitnehmen?“

Manuela Härtelt-Dören: „Zuerst einmal bin ich bin absolut positiv überrascht, wie offen und ehrlich diskutiert wurde. Das brennendste Thema ist für alle ganz offensichtlich die Zukunft der Ausbildung und wie wir künftig weiter mit gutem Personal gewinnbringend arbeiten können.“

Gerade das System „duale Ausbildung“ wurde heiß diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

„Die duale Ausbildung ist ein hohes Gut! Kritisiert wurde auch wieder oft, dass es daneben und innerhalb keine weiteren Zugänge zum Friseurberuf geht. Doch viele verstehen das System dahinter und die Chancen darin nicht ausreichend. Auch innerhalb des dualen Systems gibt viele Wege und Ansätze, um individuell Zugang zum Beruf zu erhalten. Zu verkürzen, für Quereinsteiger, mit einer externen Gesellenprüfung etc. Da ist dauerhaft viel Aufklärungsarbeit nötig. Und zudem sollten sich Betriebe nicht scheuen, diese vielen Möglichkeiten auch auszuschöpfen.“

In Bezug auf die politische Arbeit des Verbands haben Sie heute noch einmal die vier Forderungen wiederholt, die Sie Mitte Januar in Berlin beim Zukunftsprozess formuliert hatten. Wie geht es damit jetzt weiter?

„Die Forderungen haben wir an das Wirtschaftsministerium, in Person an den parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner, übergeben. Wir stehen in Kontakt mit Berlin und bleiben natürlich dran. Auch die Obermeister und ihre Innungen sind aufgerufen, diese Forderungen jetzt lokal an die Politik heranzutragen und am Ball zu bleiben.“