Foto: Melanie Fredel

23.04.2024

Zero Waste-Salon: Die Herrin der Tiegel

Juliette Beke betreibt in Dresden den ersten Zero-Waste-Salon in Deutschland. Es soll nicht der einzige bleiben.

Foto: Melanie Fredel

Zero Waste im Salon, kann das gehen? Sogar sehr gut, sagt die Friseurmeisterin, die bis auf die Natur-Haarfarben von Culumnatura alle Pflege- und Stylingprodukte selbst herstellt: „Bei den Rohstoffen, die ich dafür beziehe, achte ich sehr darauf, woher sie kommen und dass sie keine langen Wege zurückgelegt haben“, erklärt Juliette Beke. Außerdem setzt sie auf Papierverpackungen und Großgebinde.

Mutig ausprobieren

„Das Papier ist für mich kein Müll, sondern kann wieder recycelt werden.“ Die Rezepte für die Produkte fand Beke im Internet und in Büchern, bei der einen oder anderen Mischung tüftelte sie lange, bis das Produkt so war wie gewünscht: „Ich habe auch viele Dinge ausprobiert, die dann so nicht funktionierten, weil etwa die Ansätze zu fettig wurden“, erinnert sich Beke. „Jetzt, nach drei Jahren, haben wir es aber raus.“ Drei bis sechs Monate seien die Produkte haltbar, nur das Leinsamen-Gel wird wöchentlich gekocht. „Das ist zwar verderblich, aber wir haben davon auch einen hohen Verbrauch, da es wunderbar Feuchtigkeit spendet und gerade bei krausem Haar wirklich toll ist.“

Nachhaltigkeit habe viele Seiten, sagt die Unternehmerin, die selbst im Privaten schon seit acht Jahren müllfrei lebt. Wer selbst in seinem Salon für weniger Müll sorgen möchte, dem rät sie einen Blick in den Müllsack: „Einfach mal schauen, was man eigentlich so an Müll hat. Und dann schauen, wo es vielleicht Alternativen gibt, zum Beispiel zur Alufolie.“ Am einfachsten, so die Friseurin, gelinge die Müllreduktion bei der Bewirtung der Kunden und Kundinnen. „Den Kaffee aus einer Rösterei in der Region beziehen, Zucker im Großgebinde kaufen, Putz- und Waschmittel umstellen – es gibt auf dem Markt wirklich ganz viele Lösungsansätze.“ 

Schritt für Schritt

Auch im privaten Bereich ist der Unternehmerin klar, dass man nicht von jetzt auf gleich alles austauschen und ersetzen kann – das Ganze ist schließlich auch eine Geldfrage: „Den leichtesten Umstieg schafft man bei den Haar- und Kosmetikprodukten“, ist sie überzeugt. Ihre selbst hergestellten Produkte darf Juliette Beke im Salon nicht verkaufen. Dafür hat sie eine kleine Ecke, in der Haarseifen, Düfte, ätherische Öle und Bücher zum Thema Zero Waste verkauft werden. Ihr Konzept will sie in Zukunft als Franchise umsetzen.

Den Friseursalon von Juliette Beke gibt es seit 2020, und er ist in historischer Stätte, im ehemaligen Lesesaal des Lahmann-Sanatoriums im Dresdner Stadtteil „Weißer Hirsch“. Neben der Friseurdienstleistung bietet Juliette Beke auch Kosmetik- und Wellnessbehandlungen an. An ihrem Zero-Waste-Konzept besteht großes Interesse, viele Kolleginnen melden sich und schauen sich den Salon an, und sie gibt Workshops zum Thema Zero Waste. Derzeit arbeitet sie daran, ihr Konzept als Franchisegeberin auch anderen Unternehmerinnen zugängig zu machen. 2022 gewann sie den Sächsischen Gründerinnenpreis.

Der Salon von Juliette Beke im Netz