Nur eine sortenreine Sammlung und Trennung der verschiedenen Kunststoffe ermöglichen eine Wiederverwertung >< Foto: Irina / AdobeStock

06.07.2023

Plastik recyceln? Fast unmöglich!

Unser Kolumnist Peter Gress zeigt auf, warum nachhaltiges Plastik-Recycling derzeit fast unmöglich ist.

Nicht das Plastik selbst ist das Problem, sondern wie wir damit umgehen. In unserem linearen Wirtschaftssystem wird produziert, verbraucht und weggeworfen. In einem Kreislaufsystem wird jeder Abfall wieder zu einem neuen Produkt. Das ist das Ziel. Doch beim Plastik sind wir davon weit entfernt. Warum ist das so?

Mischen: impossible

Dazu müssen wir wissen, dass die unterschiedlichen Plastiksorten nicht miteinander vermischt recycelt werden können. Sie alle müssten separat gesammelt und separat wiederverwertet werden, damit erneut eine hochwertige Verpackung oder ein Arbeitsmaterial entstehen. In keinem Land der Erde gibt es gesetzliche Vorgaben dafür, dass Plastik sortenrein gesammelt werden muss, weshalb das Recycling praktisch unmöglich ist. Die Recyclingquote von knapp 50 % aus dem in Deutschland verwendeten System „Gelber Sack“ erklärt schon von allein, dass ein 100-%-Recycling nicht möglich ist. Einzelne Unternehmen wie Frosch decken ihren Bedarf an Rezyklat zu rund 20 % aus dem Gelben Sack und zu 80 % aus dem Zukauf von PET. Sonst wäre deren Aussage des 100-%-Recyclings gar nicht möglich. Aber es sind eben keine 100 % aus dem Gelben Sack. Erschwerend kommt hinzu, dass die 50-%-Recycling-Quote unterschiedliche Plastiksorten beinhaltet, die man nicht miteinander recyceln kann, weil sie unterschiedliche Polymerverbindungen aufweisen. Fazit: 100-%-Rezyklat-Verpackung aus dem Gelben Sack ist in der Kosmetik-/Friseurbranche unmöglich. Plastik wird in Europa größtenteils verbrannt (thermische Verwertung) und verschwindet damit vollständig aus dem Verwertungskreislauf. Wenn das Plastik exportiert wird, gilt es vor dem deutschen Gesetz als recycelt. Noch Fragen?

Neu herstellen ist billiger als recyceln

Die Vielfalt der hier im Kasten nur auszugsweise gelisteten Produkte bzw. Plastiksorten lässt erahnen, wie umfangreich der Bereich und der rechtliche Raum sind, den die Politik weltweit bearbeiten muss. Eine einheitliche Regulierung zu schaffen, dürfte schwierig bis unmöglich sein, denn neues Plastik herzustellen, ist bei Weitem billiger, als gebrauchtes zu sammeln und zu recyceln.

Persönlich handeln

Ich persönlich sehe einen gangbaren Weg der Regulierung bei Bechern, Tuben, Tiegeln, Flaschen, Bechern (1, 2, 4), wobei wir persönlich täglich unterstützen können: Vermeidung von Plastik sowie in der politischen Einflussnahme dahingehend, dass Plastik sortenrein gesammelt und der Verwertung zugeführt werden muss. Recycling wird aber nur über ein Pfandsystem funktionieren: Nur wenn das Wegwerfen mehr Geld kostet als das Sammeln und Recyceln, macht es Sinn. Auch würde es helfen, wenn wir Dinge des täglichen Lebens nicht online bestellen und liefern lassen, sondern, soweit hygienisch möglich, direkt im Laden weitestgehend unverpackt kaufen.

Peter Gress
Der Friseurunternehmer engagiert sich seit Jahren für die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Beim Wettbewerb TOP Salon war er mehrfach nominiert, saß in der Jury und hat in diesem Jahr die neue Kategorie „Eco Future“ gewonnen.