30.10.2023

150 Jahre Bergmann: Die Problemlöser

Jeder Friseur kennt „Frau Bergmann“! Dabei sind die Übungsköpfe nur ein kleiner Ausschnitt aus einer breiten Angebotspalette des Unternehmens. 2023 feiert Bergmann 150. Jubiläum.

Die Firma Bergmann in Laupheim ist heute vor allem Spezialist in der Zweithaarbranche: Neben Perücken, Haarintegrationen und Haarsystemen bietet das Unternehmen aber sogar Haartransplantationen an. „Wir sind die einzigen, die für jedes Problem eine Lösung haben“, erklärt Geschäftsleiter Faik Ünüvar.

Von 1873 bis heute

Aber erst einmal zurück ins Jahr 1873, als Josef Bergmann den „Haarhandel Bergmann“ in Laupheim gründete. Zöpfe, Bärte, Toupets und Theaterperücken gehören ebenso zum Angebot des Unternehmens wie Uhrenketten und Armbänder aus menschlichem Haar – ein gefragtes Gut in der damaligen Zeit. Fast 300 Mitarbeiter*innen hat Bergmann in den 1920er-Jahren in Laupheim. Es werden Haare gebleicht, gefärbt, veredelt, Theaterperücken hergestellt und als Großhändler Friseur- und Kosmetikartikel verkauft. In den 1930er Jahren boomt die Puppenindustrie und „Das blonde Gretchen“ lässt die Nachfrage nach Puppenperücken aus Bergmann-Echthaar, das damals aus China geliefert wurde, steigen. Mit der NS-Zeit beginnt eine dunkle Zeit für die jüdische Familie Bergmann: Die Familie flieht nach qualvollen Monaten im Konzentrationslager Dachau fast mittellos in die USA, das Unternehmen wird „arisiert“ und in Württembergische Haarfabrik umbenannt. Nach Kriegsende erhalten Bergmanns ihr Unternehmen im Rahmen der Reparationen zurück. Jedoch stirbt Marco Bergmann, der die Geschäfte übernimmt, 1952 überraschend bei einem Verkehrsunfall, und Heinz Freund wird neuer Geschäftsführer. Bis 2018 bleibt die Familie Bergmann in den USA Gesellschafter des Unternehmens.

In den 1960er-Jahren sind Modeperücken gefragt – vor allem in den USA, die größter Abnehmer und wichtigster Absatzmarkt der Firma Bergmann werden. 1964 zieht das Unternehmen in sein neues Firmengebäude um – bis heute der Sitz der Firmenzentrale. Hedda Freund, die Nichte des damaligen Firmeninhabers Heinz Freund, tritt 1972 ins Unternehmen ein. Mit ihr legt Bergmann den Fokus auf natürlich aussehenden Haarersatz aus Synthetikfasern. In den 80er-Jahren wird die Betex-Faser entwickelt – eine Alternative zu Echthaar und bis heute exklusiv bei Bergmann zu haben. Die Nachfrage nach Echthaarperücken sinkt, dafür wünscht sich „Mann“ jetzt moderne Haarsysteme. Bergmann ist aber nicht nur auf Männerköpfen vertreten, sondern auch auf den großen Bühnen und Theatern: Metropolitan Oper, Mailänder Scala und die Staatsoper München gehören zum Kundenstamm. Gleichzeitig setzt sich Bergmann für die Friseurausbildung und die Ausbildung von Zweithaarspezialisten ein. In den 90er-Jahren wächst auch die Nachfrage nach Haarintegrationen bei Frauen.

1998 übernimmt Hedda Freund die Führung des Unternehmens. Auch ihre Tochter Alexandra Kunack verschreibt sich den Haaren und leitet heute die Produktion der European Hair Factory auf den Philippinen. Dort werden für Bergmann Haarsysteme und -integrationen sowie Echthaarperücken auf Maß angefertigt.

Haarpraxis für alle Problem-Geplagten

Mit der griechischen Partnerklinik Bergmann Kord, die bereits 1979 gegründet wurde, bietet Bergmann auch Haartransplantationen an (s. nächste Seite). Die Aufklärung und Nachsorge findet in Deutschland statt, in der Ende der 1990er-Jahre gegründeten Haarpraxis, im Firmengebäude in Laupheim. Die Haarpraxis ist darüber hinaus auch Anlaufstelle für Alopecia- und Krebspatient*innen und alle, die Kopfhautprobleme und Haarausfall haben. Die eigens entwickelte Volumed-Serie, Pflegeprodukte und eine Kopfhautbehandlung, vervollständigen das Portfolio.

Die Erfolgsgeschichte von Bergmann soll über die 150 Jahre hinausgehen: Alexandra Kunack wird in Zukunft zusammen mit Faik Ünüvar die Geschäfte der Firma übernehmen.

150 Jahre – so wird gefeiert

Für Aufsehen sorgte Bergmann 2023 durch die Teilnahme am Festumzug des Laupheimer Heimatfests mit einem Jubiläumswagen auf dem eine Torte aus Pappmaschee thronte. Neben einer Firmenfeier sind rund um das Jubiläum eine Road-Show für Nord- und Mitteldeutschland und 150 Trend-Workshops geplant. Im Oktober, November und Januar können Interessierte sich dort über Haarsysteme, Perücken und Haartransplantation informieren.

Hohe Nachfrage bei Transplantationen

Beim Thema Haartransplantation kommt es immer darauf an: "Wem vertraue ich?", sagt Faik Ünüvar. Wer sich für eine Haartransplantation in der griechischen Partnerklinik Bergmann Kord interessiert, der trifft erst einmal in Laupheim auf ihn. Der Geschäftsleiter, gelernter Friseur und Zweithaarspezialist brennt für das Thema. Die Kunden kommen aus ganz Deutschland nach Süddeutschland – viele muss Ünüvar aber erst einmal enttäuschen: Sie eignen sich nicht für eine Transplantation, zu groß ist der vom Haarausfall betroffene Part. Bei nur 30 Prozent aller Interessierten sei eine Transplantation machbar, schätzt Ünüvar. 70 Prozent empfiehlt er ein Haarsystem. Zufrieden gehen am Ende alle aus dem Gespräch.

Ist eine Transplantation erfolgversprechend, erhält der Kunde einen detaillierten Behandlungsplan und präzise Verhaltensanweisungen.Vor- und Nachsorge finden in Deutschland statt, während ihn in Griechenland ein Rundum-Sorglos-Paket erwartet: Auf Wunsch können auch ein paar Tage Auszeit mitgebucht werden. Die Betreuung vor Ort findet auf Deutsch und Englisch statt, die Rechnung – der genaue Betrag wird vorab kommuniziert – kommt aus Laupheim.

... zu vollem Schopf >< Foto: Bergmann

"Im Normalfall haben wir eine sehr geringe Nachsorge", so Ünüvar. "Wenn wir mit Bergmann Kord nicht so einen guten Partner hätten", sagt Hedda Freund, "könnten wir das nicht machen. Wir haben eigene, fest angestellte Ärzte und ein großes Schwestern-Team." Denn die präzise Zuarbeit sei sehr wichtig: Nur wenn sauber und schnell gearbeitet werde, könne die Transplantation gelingen: "Die Follikel sterben ab, wenn hier nicht schnell gearbeitet wird", sagt Ünüvar. Er warnt vor Billiganbietern, bei denen es oft genau daran fehle oder die nicht nach der aufzufüllenden Fläche ihre Kosten veranschlagen, sondern nach Anzahl der Follikel.

Inzwischen ist das Thema Haartransplantation nicht mehr nur ein Männer-Thema, sondern wird auch von vielen Frauen nachgefragt. Auch Augenbrauen- und Bart-Haartransplantationen seien gefragt und beweisen einmal mehr, dass der Körper ein Wunderwerk ist: "Das transplantierte Haar passt sich seinem Umfeld an: Das weiche Kopfhaar wird in der Bartregion zu einem Borstenhaar", klärt Ünüvar auf.

Da volles Haar und üppiger Bartwuchs in südlichen Kulturkreisen eine viel wichtigere Rolle spielen als in Deutschland, seien Kliniken im Ausland deutschen Anbietern um Jahre voraus, sagt Ünüvar. "Die Ärzte sind wahre Experten und verfügen über ein enormes Wissen in diesem Bereich, weil das Thema ein großes ist und sie solche OPs seit Jahrzehnten durchführen."

„Wenn wir mit Bergmann Kord nicht so einen guten Partner hätten, könnten wir das nicht machen“.

Hedda Freund