Foto: Melanie Fredel

17.11.2020

Berufsausbildung: Viele Bewerber "passen" nicht

Im Friseurhandwerk gibt es bei der Ausbildung ein sog. Passungsproblem: Denn trotz freier Ausbildungsplätze bleiben viele Bewerber ohne Ausbildungstelle.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat Ende Oktober ihre Ausbildungsmarktbilanz für das Berichtsjahr 2019/2020 vorgelegt. Zum Stichtag 30. September 2020 gab es sowohl weniger gemeldete Bewerber als auch weniger gemeldete Ausbildungsstellen. Der Rückgang zum Vorjahr beträgt jeweils mehr als 7 Prozent.

Und wie sieht es im Friseurhandwerk aus?
Positiv ist, dass der Friseurberuf bei jungen Frauen und Geflüchteten nach wie vor sehr beliebt ist. So liegt der Friseurberuf bei 6.300 Bewerberinnen auf Platz 7 der meist nachgefragten Berufe. Allerdings wird dieser Berufswunsch nicht für alle erfüllt. Laut der BA-Bilanz wollten im Berufsbereich Körperpflege über 11.153 Jugendliche einen Ausbildungsplatz (das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr). Unversorgt blieben zum Stichtag noch 921 Bewerber. Das sind 26,9 Prozent mehr als zum Vorjahr.
Bei den Ausbildungsplätzen sieht es wie folgt aus: 7.689 freie Plätze waren gemeldet. Das sind 14,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Unbesetzt blieben 989 Plätze, das sind 44,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Laut dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) sei die Lage im Friseurhandwerk durch ein sogenanntes Passungsproblem gekennzeichnet. Denn obwohl 989 Plätze noch frei sind, finden die 921 unversorgten Bewerber keinen Ausbildungsplatz. Zudem beschleunige die Krise den Trend der sinkenden Ausbildungsbereitschaft. Die Sorge vor einer erneuten Salonschließung in Verbindung mit der fehlenden Möglichkeit der Kurzarbeit für Auszubildende und gestiegener Ausbildungsvergütungen sowie einer unsicheren Kundennachfrage seien möglicherweise die Treiber für einen Rückzug aus der betrieblichen Ausbildung.

Forderung des ZV
Der ZV fordert die Politik auf, Ausbildungsbetriebe stärker zu unterstützen und zu entlasten, zum Beispiel durch eine Gleichstellung von Auszubildenden mit Studenten bei der Krankenversicherung. Zudem sollte das Fachkräftepotenzial an noch unversorgten Bewerbern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund durch gezielte Maßnahmen gefördert werden, zum Beispiel durch die Förderung der Mobilität von Auszubildenden (Azubi-Ticket, BaFöG), den Erhalt von Fachklassen und Sprach- und Integrationskurse.