Süßigkeiten in der Chill-out Zone

22.02.2018

Haircolours only! Ein neues Salonkonzept für Haarfarben

Nur Farbe! Ein Salon, der Haare färbt, aber keine schneidet. Das Konzept hat uns interessiert. Wir sind zu „Skyler London“ nach England gefahren.

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Es hat sich was verändert bei den Kundinnen. Viele wollen ihre Haare öfter färben als schneiden lassen. Gerade die jungen Frauen tragen ihre Haare fast ausschließlich lang. Zum Schneiden kommen sie vielleicht ein- bis zweimal im Jahr in den Salon. Frische Haarfarbe brauchen sie aber sechs- bis zwölfmal im Jahr, je nach Farbservice, erklärt Co-Inhaber Sean Hanna die Idee für den reinen Farbsalon, den er mit seiner Partnerin und Farbexpertin Skyler McDonald seit September 2017 in London betreibt.

Zwei Jahre haben sie sich Zeit genommen den Markt zu sondieren, Farbkundinnen nach ihren Wünschen, Vorlieben und Abneigungen zu befragen, das Konzept zu entwickeln und dieses vorab als Pop-up-Salon zu testen. Beide sind schon lange im Geschäft. Unter seinem Namen führen sie acht klassische Salons in England. „In traditionellen Salons wird Kunden nur ungern ein reiner Färbetermin angeboten. Schnitt und Farbe sehen Friseure zwar als Einheit. Aus Kundensicht ist es aber unangenehm, wenn du nur Farbe willst, man dir aber immer noch Schnitt und Föhnen aufdrängen will.“ Auch die Preisgestaltung ist den Kunden oft nicht verständlich.

 

Kunden informieren sich online

Als „colours-only-salon“ hat die Farbexpertise bei Skyler London oberste Priorität. Alle Friseure durchlaufen daher ein Trainingsprogramm, bevor sie im Salon arbeiten dürfen, damit jeder den gleichen Standard zum gleichen Preis anbieten kann. Sie lernen die haus­eigenen Färbetechniken, können beurteilen, was möglich ist und was nicht, und entsprechend beraten. Eine riesige Preistafel im Empfangsbereich schlüsselt die (Farb)dienstleistungen übersichtlich für die Kundschaft auf. Videos auf der Homepage www.skylerlondon.com zeigen und erklären die Services. „Die meisten unserer Kunden haben sich online informiert, bevor sie zu uns kommen. Sie kennen alle unsere Videos und möchten dann einen bestimmten Service“, erzählt Sean Hanna, selbst ein wenig überrascht über den Erfolg dieses Marketingtools. 40 Prozent der Kunden machen auch ihre Termine online aus. Über einen Online-Account haben die Kunden Zugriff auf ihre Buchungen und Prämien. Dass die Homepage für den mobilen Zugriff optimiert ist, ist selbstverständlich, denn 80 Prozent nutzen die Website per Smartphone oder Tablet. 

 

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Farbreste vermeiden

Die Farbberatung findet mittels iPads am Bedienstuhl statt, über die die Farbrezepturen dann an einen Computer im Mixing Room gesendet werden, wo Mitarbeiter die Farben für die Coloristen anmischen. Durch diese Arbeitsteilung fallen weniger Farbreste an, berichtet Hanna aus seiner Erfahrung, denn Friseure tendierten dazu, zu viel Farbe anzumischen, die dann entsorgt werden müsse. Der Mixing Room arbeite dagegen weniger verschwenderisch. Wirkt die Farbe ein, können die Kundinnen sich in der Chill-out-Zone aufhalten, wo es Getränke, Süßigkeiten und Zeitschriften gibt.

 

Zum Auswaschen der Farbe lassen sie sich an den besonders bequemen Waschanlagen nieder. Diese werden komplett horizontal zurückgeklappt und stützen Nacken sowie Kopf. Komfort ist an dieser Stelle sehr wichtig, gerade wenn es länger dauert und auch noch PflegeTreatments ins Haar kommen, so Hanna.
 

Beim Styling kann die Kundin zwischen drei Optionen wählen: Ohne Aufpreis steht die „Self dry zone“ zur Verfügung – kleine Separees mit Föhn, Stylinggeräten und -produkten, die die Kundin selbst verwendet. Puristen nutzen in der „Blast Zone“ an der Wand montierte Haartrockner. Hanna und McDonald hatten sie in deutschen Schwimmbädern entdeckt. In England kaum bekannt, kommen sie im Salon gut an. Föhnen durch den Profi kostet 35 Pfund. Tatsächlich kommen viele Kunden nur zum Föhnen – mehr als gedacht –, was dem Salon ein Zusatzgeschäft verschafft, berichtet Hanna, der ansonsten reine Blow Dry Bars für kein Erfolgskonzept in England hält.

 

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Spektakulär ist die „360° Reveal“-Zone by Skyler London. Die Kabine ist rundherum mit Spiegeln ausgekleidet, sodass die Kundin ihre Haarfarbe aus allen Winkeln betrachten kann. Zudem simuliert das Licht verschiedene Farbstimmungen, vom Licht im Büro bis zum Tageslicht auf der Straße. So sieht man, wie die Haarfarbe an verschiedenen Orten wirkt. Bei Bedarf setzen die Coloristen die Kabinen auch schon bei der Beratung ein. Am Ende kann sich, wer will, für die Pinnwand im Salon fotografieren lassen.

Auf der Rutsche zur Kasse

Mit dem „Kaleidoscope Club“ bietet Skyler London den Farbfetischisten Farbe satt. Für einen fixen Monatsbeitrag kann man sich die Haare so oft färben lassen, wie man will. Je nach Farbservice bietet der Salon drei unterschiedliche Mitgliedschaften im Club an. Alle Kunden können außerdem individuell für ihre Haarfarbe angemischte Farbconditioner erwerben.

 

Und der Spaß kommt im Salon auch nicht zu kurz. Wer den Stylingbereich nach dem Föhnen verlassen will, entscheidet sich entweder für die Treppe oder er nimmt die Rutsche, die ihn direkt vor der Rezeption ausspuckt. Auf die Idee kamen die beiden Inhaber durch ein Restaurant mit Rutsche in den Alpen. Es macht Spaß und man ist im Gespräch, so Hanna. „Viele Kinder kommen nur zum Rutschen rein – und dadurch auch ihre Mütter.“ Ihnen machen die Mitarbeiter währenddessen den Salon schmackhaft. Einzugsgebiet ist die weitere Nachbarschaft. Bereits im Vorfeld der Eröffnung hat das Paar den Salon sehr viel über die Presse und Influencer promotet. Der Laden liegt an einem Einkaufszentrum in Wandsworth, wo es viel Platz zu viel günstigerer Miete als in zentraler Londoner Lage bekommt. So haben sie zusätzlich einen großen Raum für Trainings und Videoaufnahmen. Sie experimentieren viel mit Social Media zur Kundengewinnung. Einen weiteren Raum möchte Skyler McDonald außerdem als Zweithaar-Raum einrichten, ein weiteres Steckenpferd. 

 

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Spezialisierung könnte für Salons die Zukunft sein, meint Sean Hanna und zieht Parallelen zur Gastronomie. Früher habe niemand an den Erfolg der Kaffee-Ketten geglaubt, heute gibt es sie an jeder Ecke. „Fragt mich in einem Jahr noch mal. Wenn wir dann noch hier sind, dann hat unser Konzept funktioniert.“ Er grinst. Dann wäre auch eine Expansion des Konzeptes denkbar.