03.04.2018
Übernahme mit Neuausrichtung
Im März übernahm Nadine Dammann-Esch die Geschäfte des Solidarpakts der Friseure für Krebspatienten (SPFfK) und machte daraus das Kompetenzzentrum Deutscher Zweithaarprofis. Wir haben sie gefragt, welche Veränderungen das mit sich bringt.
TOP HAIR: Bringt die Gründung des Kompetenzzentrums Deutscher Zweithaarprofis eine Neuausrichtung mit sich?
Nadine Dammann-Esch: Eine Neuausrichtung erfolgt in jedem Fall und ist enorm wichtig. Denn das Zweithaarhandwerk hat noch absolut Luft nach oben, sich eine Akzeptanz der modisch orientierten Friseure zu erarbeiten. Unser Credo war immer „Wir können mehr als nur Aussuchen - Aufsetzen – Fertig“ und das behalten wir bei. Nach wie vor müssen sich die Mitglieder konsequent in Bezug auf Schnitt- und Befestigungstechniken, Materialkunde und adäquaten Umgang mit den vier Kundenzielgruppen (Haarverdichtung, Perücken, Toupet und Haarverlängerungen) durch uns schulen lassen. „Mal eben Zweithaar lernen“ funktioniert nicht. Gerade für Friseure, die vor der Entscheidung stehen, sich dem Thema Zweithaar anzunehmen sind wir die passende Anlaufstelle. Und das möchten wir noch stärker herausarbeiten. Wir führen in die Branche ein, geben eine Überblick und Impulse für eine strukturierte und zielorientierte Ausbildung. Weiter werden die Friseure an die Hand genommen zum Thema Krankenkassenabrechnungen und mehr als wichtig ist der Support und Austausch der Kollegen untereinander nach den Schulungen.Neu ist die Unterscheidung zwischen Junior-Akteur und Master-Akteur. Ein Master-Akteur muss die fachliche Qualifikation, die wir definieren und überprüfen, vorweisen. Eine Mindestmitgliedschaft von einem Jahr ist ebenso Voraussetzung. Der Elitegedanke rückt nun noch stärker in den Vordergrund. Die ernannten Master-Akteure müssen ihren Titel halten. Sie müssen Punkte sammeln durch Anwesenheitszeiten und Mitmachzeiten in unseren Seminaren.Ebenso sollen auch die Meister von den frischen Impulsen lernen, die neue Friseurkollegen mit rein. Denn das ist doch das Wichtige - aber auch schon die Philosophie des SPFfK gewesen: Wir profitieren voneinander und sind kein "Vorturner-Verein", wo einer Referent etwas erzählt und die Teilnehmer sich zurücklehnen und berieseln lassen. Neu ist auch, dass wir keinen Gebietsschutz mehr halten. Wir wollen den Gemeinschaftsgedanken fördern und keine Konkurrenz. Denn gemeinsam erreicht man eine viel höhere Akzeptanz.
TOP HAIR: Welche Ziele haben Sie als Geschäftsführerin?
Nadine Dammann-Esch: Mein Ziel ist es, den Zusammenhalt der Friseure zu fördern und zu strukturieren. Diejenigen, die bereit sind, mehr zu leisten als der Durchschnitt. Ich möchte sie für dieses Handwerk motivieren und zeigen, dass wir den altbackenen Ruf des Zweithaars mit Mode ablösen. Aber das ist nur möglich, wenn man richtig ausgebildet wird und sein Fach versteht und lebt. Ich möchte klarmachen, dass sie sich mit der Liebe zum Handwerk Alleinstellungsmerkmale am Markt erarbeiten, Wettbewerbsfähigkeit stärken und profitabel wirtschaften. Mein Chef sagte immer: "Austauschbarkeit verhindern" - und das ist einer der wichtigsten Grundgedanken. Des Weiteren möchte ich die Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern und medizinischen Institutionen intensivieren, auch flächendeckend im Endverbrauchersegment aufklären und biete die Grundlage, sich marketingtechnisch gut aufzustellen. Denn unsere Mitglieder müssen schließlich auch potentiellen Kundinnen und Kunden zeigen, was sie können.
TOP HAIR: Wie vereinbaren Sie die Funktion bei Haar Vital mit Ihrer neuen Tätigkeit?
Nadine Dammann-Esch: Das Thema Haar Vital und Kompetenzzentrum Deutscher Zweithaarprofis ist geschäftlich sauber getrennt. Die bestehenden Mitglieder hätten sich ansonsten nicht für mich ausgesprochen und wären dem Kompetenzzentrum nicht neu beigetreten. Aber das haben wir schon immer so gehandhabt. Mein Chef Gerhard Ofer war Gründungsmitglied des SPFfK und war in dieser Funktion beim SPFfK tätig und nicht als Firmeninhaber von Haar Vital. Er gab und gibt mit seinen Erfahrungen so viel Know How an die Mitglieder preis, wofür sonst teuer Lehrgeld bezahlt werden müsste. Auf unseren Tagungen habe ich mich nie als Mitarbeiterin von Haar Vital gesehen. Das Kompetenzzentrum vereint zwar gewisse Philosophien, die wir von Haar Vital ebenso umsetzen - aber das ist eher förderlich und nicht einschränkend. Außerdem muss ich die ganze Arbeit nicht allein umsetzen. Denn wie erwähnt ist das bei uns ein Miteinander. Der ehemalige Vorstand des SPFfK unterstützt mich weiterhin und das gibt viel positive Energie.