31.08.2016

Tom|Co: Mit Leib und Seele

Vor 20 Jahren eröffneten Thomas Mück und Thomas-Armin Mathes den ersten von ­inzwischen vier Salons unter dem Namen Tom|Co. Anlass für ein Resümee

Vom ausgefeilten Schnitttechnik-Konzept, das jeder Azubi von der Pike auf lernt und bis zum Friseurmeister verinnerlicht, über ein erfolgreiches Ausbildungssystem und langfristige Seminarpartnerschaften, bis hin zu ausgefallenen Kollektionen und einer eigenen Produktlinie: Tom|Co. war immer mehrdimensional und soll es auch in Zukunft bleiben, verriet Thomas Mück im Interview mit dem führenden Friseurmagazin TOP HAIR International. Dem trägt auch der neue „360-Grad-Ansatz“ Rechnung, der die Entstehung eines Haarschnitts ins digitale Zeitalter transportiert.

TOP HAIR: Was ist das Erfolgsrezept von Tom|Co.?

Thomas Mück: Wir gehen selbstverständlich mit unserem Know-how um, das einen hohen Stellenwert hat. Aber wir sehen mehr als den Handwerker in uns: Wir sind Schönheitsdienstleister. Das führt zu Ergebnissen, die natürlich und fein aussehen. Gleichzeitig respektieren wir in unserem Stil immer den Menschen, der ihn trägt. Er soll sich wohlfühlen – mit dem Schnitt und mit seiner Entstehung. Was wir getan und was wir gesagt haben, das haben unsere Kunden irgendwann vergessen. Aber wie sie sich bei uns gefühlt haben, das vergessen sie nie. Leidenschaft, Teamgeist und ein gutes Miteinander, geprägt durch eine aufmerksame Sprache und einen respekt- und vertrauensvollen Umgang – das ist Tom|Co. Und das spüren die Kunden.

Warum sind Sie Friseur geworden?

Ich habe schon in meiner Jugend mit eigenen Klamotten experimentiert, hatte einige Ideen und Omis, die für mich genäht haben. Manchmal war ich der einzige, der das gut fand und andere reagierten peinlich berührt, wenn ich damit rumgerannt bin. Designer – das wär was, hab ich damals gedacht; gleichzeitig hat mich Psychologie interessiert. Ich habe sogar ein paar Vorlesungen besucht, dabei aber schnell gemerkt, dass ich keine Lust zu studieren habe. Ich wollte lieber sofort loslegen. Eine Schneiderlehre zu machen, war damals aber noch nicht so ausgeprägt in Mannheim. Irgendwann bin ich auf Friseur gekommen und dachte: Moment mal, das ist auch was Kreatives – und hier werden Design und der direkte Umgang mit Menschen verbunden. 

Es ist nicht unbedingt Usus, dass man Abitur macht und dann Friseur lernt.

Trotzdem habe ich ein Praktikum in einem Heidelberger Salon gemacht: ein schickes Teil mit Kunden aus der Upper Class, die dort ganz besonders bedient wurden. Design und Handwerk kamen zusammen, und da hat es mich gepackt. Meine Eltern waren nicht begeistert, haben mich aber schließlich bestärkt. "Wenn es deine Entscheidung ist, mach es", haben sie gesagt. "Dann aber richtig" - mit ihrer Unterstützung und mit vollem Ehrgeiz. Arbeitszeiten waren keine Frage, es war normal, dass man nach der Berufsschule noch in den Salon gefahren ist und dort freiwillig geübt hat. So wusste ich am Ende meiner Lehre, wie es ist, mit einer Stammkundschaft zu arbeiten.

Wie kam es zur Partnerschaft mit Thomas Armin Mathes?

Wir waren im selben Salon tätig, Thomas hatte die Aufgabe des Ausbilders übernommen. Er ist nur ein Jahr älter als ich, hatte aber viel früher angefangen. Er saß immer mal wieder im Aufenthaltsraum und hat die Modezeitschriften durchgeblättert; die meisten Looks fand er schlicht unmöglich. Irgendwann sah er was, das ihm gefiel. Thomas hat einen Sinn für Designs, er hat eine besondere Gabe, Bewegungen zu sehen und sie präzise umzusetzen. Irgendwann bin ich weitergezogen und bin in die Seminarlandschaft reingekommen. Wir haben aber immer Kontakt gehalten.

Was war Ihnen bei der Gründung wichtig?

Unser Ziel war, nicht nur einen Salon aufzumachen, sondern auch etwas weiterzugeben. Thomas war bei Mod’s Hair und hat nach der Technik von Vidal Sassoon trainiert und gearbeitet. Von ihm kamen vor allem die Schnitttechniken und die High-End-Salonerfahrung. Ich habe Kurse in Deutschland, Asien und den USA geleitet und meine Seminarerfahrung bei Pivot Point in die Partnerschaft eingebracht. Wir wollten Einflüsse zusammenbringen und daraus unser eigenes Schnittkonzept entwickeln, das junge Mitarbeiter von Grund auf lernen, später souverän umsetzen und motiviert und selbstbewusst arbeiten – in klaren Steps, vom Umriss des Haarschnitts bis zu seinem Kern.

Klingt, als hätten Sie beide sich gesucht.

Ich glaube nicht, dass man sich sucht; ich glaube vielmehr, dass man sich findet. Man trifft sich und begeistert sich für dieselbe Sache. So war es auch bei der Namensgebung für unseren Salon: Wir heißen beide Thomas und unsere Nachnamen beginnen mit „M“. „Thomas und Thomas“ oder „M und M“ fanden wir aber irgendwie doof und haben weiter Wortkombinationen hin und her geschoben. Ich war zuvor beruflich in den Staaten und fand Gefallen am amerikanischen System: auf einander zuzugehen und zusammen etwas zu schaffen, mit einer Company oder Kooperation. Das Miteinander war auch uns wichtig, und Tom wurden wir von vielen genannt. Also ist irgendwann TomǀCo. auf dem Blatt gestanden und wir haben uns angeguckt und gewusst: Das ist es.

2007 gesellte sich ein aufstrebender Haarkünstler zu Ihnen: Dennis Feit.

Dennis ist ein interessierter, aufgeweckter Typ mit hohem analytischen Verständnis. Er hatte viele Seminare bei uns besucht und uns war klar: Er will weiterkommen. Daraus entstand die Idee zu Tom|Co. Saarbrücken. Wir wollten aber kein Franchise-Unternehmen, das ein Dritter anmietet und die Konzepte reproduziert. Wir wollten einen Kompagnon, der an unserem Erfolgskonzept mitwirkt und es mit uns weiterentwickelt. Wir sind alle drei extrem unruhig. Wenn wir ein Ziel erreicht haben, verharren wir nicht, denn wir wissen, dass es besser geht. Im Fokus steht bei uns immer die Kundennähe: Seminare werden nicht für Friseure gemacht – sondern für die Kunden.

Wie wird bei Tom|Co. gearbeitet?

Unsere Images sind an den großen Modeentwicklungen orientiert, aber trotzdem extrem natürlich. Natürlich fein – das ist unser Auftrag. Wir sind Friseure mit Leib und Seele und es ist toll, dass ich Leute um mich habe, die mich mitziehen und gleichzeitig herausfordern. Jeder denkt, dass er es besser kann als der andere. Schon als junger Friseur sagt man sich doch, ich werde mal der Beste sein. Technik und Schnittlinien sind sehr wichtig, aber das kann man alles lernen. Genauso wichtig ist die emotionale, die kommunikative Seite. Andere können sicher geradere Linien schneiden, aber ich weiß, dass ich nah beim Menschen bin – und darin bin ich richtig gut.

Was bedeutet das konkret, nah beim Menschen zu sein?

Im Zentrum steht die Erwartungshaltung der Kunden, die durch Fragetechnik und Vorschläge abgeklopft wird. Wenn die Entscheidung getroffen ist, soll die Technik nicht nur umgesetzt, sondern an wichtigen Stellen auch erklärt werden, damit sie für den Kunden greifbar wird. Am Schluss stehen die Qualitätskontrolle und die Planung der kommenden Besuche. Kommunikation und Kennenlernen, Abchecken und Aufklären, all das schafft eine gewisse Lockerheit und Selbstverständlichkeit. Wir wollen das Schubladendenken aufbrechen und jedem Kunden von Beginn an das Gefühl geben, dass wir uns freuen, wenn er wiederkommt.

Was war für Sie der Höhepunkt und ist Anknüpfungspunkt für die Zukunft?

Mir sausen gerade sämtliche Auszeichnungen durch den Kopf. Letztlich ist es „We are Tom|Co.“ und die Verknüpfung von der digitalen Welt und der Mode, die man handwerklich macht. So können wir dem Kunden den Haarschnitt beispielsweise in der 360-Grad-Ansicht zeigen, bevor wir die Schere ansetzen. Als wir „We are II“ bei den TOP HAIR Days präsentiert haben und ich meine Kollegen auf der Bühne gesehen habe, ist mir bewusst geworden: Wir sind auf dem richtigen Weg. Und das ist auch die Zukunft. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir digital ersetzt werden, aber wir müssen unsere Botschaften digital aufbereiten, um sie am Leben zu erhalten.

Hintergrund: Infos zum Unternehmen Tom|Co.

Tom|Co. wurde 1996 in Mannheim gegründet. Inzwischen gehören vier Salons zur Firmengruppe: Thomas Mück leitet den Salon „Q4“ in Mannheim, Denise Samoray führt „P7“, ebenfalls in Mannheim. Thomas-Armin Mathes ist Chef des 2006 eröffneten Salons in Heidelberg und in der Saarbrücker Niederlassung läuft seit 2007 alles unter der Regie von Dennis Feit. Der Stil der Schnitte vereint Kreativität und Funktionalität und unterstreicht die Individualität ihrer Träger.

Die Marke Tom|Co. steht für Dienstleistungen im Bereich Haare, Beauty und Lifestyle und beinhaltet das ihr eigene „Tom|Co. hair cut system“ für Farbe, Schnitt und Pflege. Neben dem Kerngeschäft – dem Dienst am Kunden – werden unter dem Titel „We are“ eigene Frisuren-Kollektionen entwickelt und dabei klassische Schnitte und Farben modern und zeitgemäß interpretiert. Die Nachwuchsförderung liegt Tom|Co. am Herzen, Aus- und Weiterbildung werden hier groß geschrieben, genauso wie die Seminarveranstaltung mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Rahmen des 20-jährigen Bestehens wurde die „We are“-Kollektion erweitert und mit ihr die digitalen Präsentationsmöglichkeiten, wodurch Vorstellungen und Vorschläge plastisch werden.  

Schwerpunkt Benefiz

Tom|Co. steht auch für Förderung, auch und gerade von jungen Menschen, die es nicht immer einfach hatten. Ein Beispiel ist Denise Samoray, ein ehemaliges Straßenkind, das sich in Mannheim durchgeschlagen hat. Heute ist die junge Frau Friseurmeisterin und Salonleiterin. Auch als Arbeitgeber greift Thomas Mück auf das zurück, was ihm familiär mitgegeben wurde. „Bei uns war immer ein Platz frei für Schulfreunde, bei denen es irgendwo gefehlt hat. Man merkt doch, wo Hilfe gebraucht wird und wo man sie gezielt und unkompliziert geben kann“, ist Thomas Mück, Leiter des Mannheimer Salons „Q4“, überzeugt, und diese Haltung transferiert der Friseurmeister in sein Unternehmen. So steht Tomǀco. auch für soziales Engagement und verschiedene Charity-Projekte wie eine Fotoausstellung über Mannheimer Prominente, ein Kunstteppich sowie ein Benefiz-Ball, mit denen Spenden für Benachteiligte gesammelt werden. Auch einen Verein hat Thomas Mück gegründet: „Pro Bono für Kunst und Kind“. Damit sollen Ideen multipliziert und auch Firmen aufmerksam gemacht werden. „Eine Bombenidee allein reicht schließlich nicht, sie muss auch unter die Leute gebracht werden“, so Mück.

 

Text und Interview: Carina Stefak