12.04.2017
Beautydienstleister statt Haarabschneider
Wie Sie mit schneller Reaktionszeit passende Bewerber für sich gewinnen. Unternehmer Ralf Steinhoff, Reutlingen hat einige Tipps parat.
Es ist nicht so, dass sich zu wenig Jugendliche heute für den Friseurberuf interessieren. Die zentrale Fragestellung ist eher: Interessieren sich die Betriebe für die junge Generation? Unsichtbarkeit, Trägheit, Inflexibilität und altbackenes Wording passen nicht zum Zeitgeist – und zeichnen leider noch zu viele Salons aus, wenn es um die Ausbildung geht. Was also können Sie tun, um die passenden Bewerber zu finden und für sich zu gewinnen?
Webseite muss einladend sein
"Wir müssen uns als Salon bei den Bewerbern bewerben", sagt Ralf Steinhoff, Geschäftsführer von Steinhoff Haardesign und Kosmetik in Reutlingen. Also hat er sich aufwendig um den Relaunch der Website gekümmert, um diese attraktiver zu gestalten und sogar eine eigene Rubrik Karriere zu befüllen. Als Salon keine, eine veraltete oder unprofessionelle Website zu besitzen, ist ein Ausschlusskriterium für Interessenten. "Wer unsichtbar ist, wird auch nicht gefunden. Daher muss Ihre Website für Suchmaschinen (SEO) optimiert sein, sie sollte auch gute Bilder von Menschen, Azubis, Chefs und vom Team enthalten." Steinhoff: "Da muss man sich schon etwas einfallen lassen und Mühe geben." Also ist auf seiner Salonseite kein Standardtext zu finden, stattdessen erfahren Besucher hier allerhand Wissenswertes über den Traumberuf und die Ausbildungswege – und können sich direkt über ein gut funktionierendes Online-Tool bewerben. Denn die Zeit der Bewerbungsmappen geht zu Ende, die Jugendlichen bevorzugen niederschwellige Kontaktmöglichkeiten. Je weniger Hürden Sie aufbauen, desto mehr Bewerber klopfen an Ihre Tür. Bei Steinhoff kommen bereits 50 Prozent der Bewerbungen digital an.
Differenzieren Sie sich
Überall präsent sein, sich als guter Ausbildungsbetrieb bekannt machen, eine hohe Reichweite erzielen – das passiert inzwischen auch über Social Media und Job-Portale. Daher lohnt es sich beispielsweise, in der Jobbörse der Agentur für Arbeit auffindbar zu sein. "Lebe dein Talent aus!" Bei Steinhoff Haardesign und Kosmetik werden potenzielle Kandidaten motiviert und der Ausbildungsbetrieb zeigt seine Stärken. Neben den Besonderheiten der Lehre werden die Möglichkeiten der Zusatzausbildung und die Perspektiven als Hair & Beauty Artist dargestellt. "Wir stellen unsere Differenzierung heraus. Das zieht die passenden Bewerber an – statt beliebiger Anschreiben bekommen wir solche Leute, die explizit zu uns wollen", weiß Ralf Steinhoff.
Haarabschneider? Das war gestern! Gegen herrschende Vorurteile (vor allem bei Eltern) und um das moderne Berufsbild des anspruchsvollen Beauty-Dienstleisters noch mehr in den Fokus zu rücken, hat Steinhoff ein außergewöhnliches Mittel gefunden: Marie. In einem kleinen Animationsfilm macht sich diese Jugendliche auf ihren Weg zur Friseurausbildung. Mehr als 92.000 Aufrufe hat das Video auf Facebook. Die Kommentare und Likes zeigen, wie viele sich mit dieser Geschichte identifizieren. Steinhoff: "Mit Marie ist uns ein neuer Durchbruch gelungen. Wir bekommen jetzt 80 Bewerbungen pro Jahr auf drei bis vier Ausbildungsstellen."
Azubis eine schnelle Antwort geben
Schnelligkeit gewinnt: Friseurbetriebe müssen ihre Reaktionszeit neu definieren und den fairen Umgang mit Bewerbern gestalten. Der beste Zeitpunkt auf eine Bewerbung zu reagieren – die auch nur ansatzweise interessant ist – ist sofort. Wenn Sie innerhalb 48 Stunden nach Eingang einer Mail oder einer schriftlichen Bewerbung anrufen, ist der Gesprächspartner positiv überrascht und Sie sind immer der erste. "Sich zu viel Zeit zu lassen ist ein No-Go. Wir nehmen schnellstens persönlichen Kontakt auf – und führen zeitnah Telefonate. Daraus ist auch gleich ersichtlich, ob sich jemand artikulieren kann, engagiert und interessiert ist und die Branche etwas kennt." Schnelligkeit, Klarheit und Konsequenz zählt in seinem Salon auch in der Probezeit: Nach einem Monat gibt es eine erste Zäsur und Feedback – damit Auszubildender und Betrieb keine Zeit verlieren, falls sie doch nicht zueinander passen. Übrigens: Auch beim Absagen-Management zeigt sich die Qualität Ihres Betriebes. Senden Sie also Unterlagen zeitnah zurück und formulieren Sie die Ablehnung wertschätzend und freundlich – denn auch das spricht sich herum.
Wie mache ich meine Firmen-Webseite attraktativ? Download der Checkliste "Sichtbar im Netz" hier.
Die Initiative für Ausbildung ist eine Initiative der Bühler und Görzen GmbH. Ursprünglich für Landschaftsgärtner gedacht, profitieren nun auch andere Branchen, u.a. die Friseure, davon. Betriebe, die sich den "12 Regeln" verpflichten, können auf der Webseite offene Ausbildungsstellen platzieren und werben. |