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02.10.2023

Low-Poo, Micro-Plopping & Co. - Sprichst du Curl?

Steigt man ein ins Thema „Locken & Krause“, stößt man schnell auf allgemein wenig bekannte Fachbegriffe. Hier ein ABC mit Erklärungen zu gängigen Ausdrücken.

Afro-Pick Ein spezieller Kamm mit langen, nicht zu eng gesetzten Zähnen, der sich besonders gut zum Auflockern und Entwirren von lockigem und krausem Haar eignet.

Braid-Outs Eine gute Möglichkeit, krauses Haar zu stylen, ist ein Braid-Out. Das Haar wird passéeweise zu Zöpfen geflochten und trocknet so. Die Zöpfe werden dann gelöst und vorsichtig separiert – das Haar bekommt so eine starke, wellenförmige Definition. Man kann Braid-Outs auf verschiedene Weise stylen, z. B. offen, als hohe oder niedrige Puffs, als Dutt oder andere Up-Dos. Braid-Outs bieten auch eine gute Möglichkeit, das Haar ohne Hitze zu dehnen und so mehr Länge zu erhalten -> Stretching.

Build-up ist die Anhäufung bestimmter Inhaltsstoffe, Produktrückstände und/oder Kalk auf dem Haar und entsteht z. B. durch Wasser mit hohem Härtegrad, zu schwere und zu viele oder unpassende Haarpflegeprodukte. Das Haar wirkt schwer, kraftlos, spröde und stumpf. Es bildet sich Frizz, Locken springen nicht mehr. Entfernbar durch -> Detox.

Cast So nennt man die harte Schicht, die sich nach dem Einarbeiten von Stylingprodukten und dem Trocknen wie ein Mantel um einzelne Strähnen herum bilden kann. Im trockenen Haar lässt sich der Cast durch vorsichtiges Kneten und Durcharbeiten mit den Händen oder einem Handtuch entfernen, die Locken werden wieder weich. Die Bündelung bleibt erhalten.

Coily Hair (von engl. coil = Spirale, Spule, coily = kraus, spiralig) ist der Oberbegriff für Highly Textured Hair, für Haare mit der stärksten Lockenstruktur, dem Typ 4 im -> Hair Typing System. Die Haare sind spiralförmig oder zickzackförmig gewellt, mit sehr engem Durchmesser. Das oft als Synonym für coily gebrauchte englische Wort -> „kinky“ wird weniger gerne gehört, denn es kann nicht nur mit „wellig“, sondern auch mit „abartig“ übersetzt werden.

Co-Washing Das ist eine Methode, krauses und lockiges Haar pflegend zu waschen. Anstatt eines Shampoos wird ein Conditioner verwendet, bestenfalls ein Cleansing Conditioner. So werden die Haare sanft gereinigt, im selben Schritt aber auch gepflegt.

Curl Pattern beschreibt das Lockenmuster in lockigem und krausem Haar; die Form, in der die einzelnen Strähnen natürlicherweise fallen. Meistens findet sich mehr als nur ein Lockenmuster auf einem Kopf.

Detox Wenn man z. B. -> Build-up entfernen oder seine Haarpflege neu ausrichten möchte; wenn das Haar nicht mehr fällt, wie gewohnt oder die Kopfhaut Probleme macht, kann ein Detox mit speziellen klärenden Shampoos oder Reinigungssystemen sinnvoll sein, um alle Ablagerungen und Rückstände zu entfernen. Tiefenreinigungs-Shampoos reinigen intensiv und können austrocknen. So oft wie nötig, so wenig wie möglich anwenden.

Finger Coils Eine Stylingtechnik für Locken und krauses Haar. Man teilt nicht zu dicke Strähnen des nassen Haares ab und wickelt jede einzeln um einen Finger herum auf. So erzielt man schön definierte, spiralförmige Locken. Vor dem Wickeln geeignete Produkte, z. B. Gel, auftragen – für guten Halt und eine schöne Bündelung. Coils kann man auf verschiedene Weise erarbeiten. Comb Coils gelingen mithilfe eines Stielkamms: Er wird am Ansatz einzelner Strähnen angesetzt und beim langsamen Durchziehen Richtung Spitze fortwährend gedreht, sodass eine spiralige Locke entsteht. Brush Coils werden so ähnlich, aber mit einer Denman-Bürste geformt.

Fluff (engl. = ausschütteln). Für mehr Volumen werden die Haare kopfüber entweder mit den Fingerspitzen oder mit einem -> Afro-Pick vom Ansatz her aufgeschüttelt.

Frizz Das Wort kommt aus dem Englischen und heißt „sich kräuseln“. Frizz hat viele Gesichter: Es stehen einzelne oder auch viele Haare unkontrolliert ab und bleiben nicht in Form, das Haar ist schwer zu bändigen und sieht strohig und ungesund aus. Locken fallen nicht gebündelt, sondern wirken außer Form und aufgebauscht. Frizz entsteht z. B. durch Feuchtigkeit, Reibung oder unpassende Produkte.

Hair Typing System Der Hairstylist Andre Walker – er stylte u. a. die amerikanische TV-Größe Oprah Winfrey – entwickelte in den 90er-Jahren ein System, auch bekannt als „The Hair Chart“, ursprünglich, um zum jeweiligen Haartyp passend seine Haarpflegeprodukte zu vermarkten. Dieses System hielt aber schnell überall Einzug, wo man Haartexturen einfach kategorisieren wollte. Es teilt Texturen in die Gruppen 1 bis 4 ein, wobei jede Gruppe wiederum in drei Unterkategorien a, b und c unterteilt ist. Haartyp 1 ist glatt, Typ 2 ist wellig bewegt, Typ 3 ist lockig und Typ 4 ist kraus.

Hover-Diffusing Eine Stylingtechnik, bei der das Haar nicht kopfüber mit dem Diffuser geföhnt, sondern im natürlichen Fall angetrocknet wird. Der Diffuser wird schwebend um den Kopf herumgeführt, ohne das Haar zu berühren, für mehr Haarschonung und weniger -> Frizz.

Kinky Hair -> siehe Coily Hair

Knots Eine Frisur und Styling-Technik mit afrikanischem Ursprung, auch Nubian Knots, Zulu Knots oder Bantu Knots genannt. Man teilt das Haar in einzelne Sektionen ab, twistet jede Strähne und wickelt sie um sich selbst herum auf, sodass kleine Dutts entstehen. Diese können eingedreht als Frisur oder dann auch gelöst und offen gestylt getragen werden.

LOC-Methode Die „Liquid-Oil-Cream“-Methode versorgt sehr trockene Locken mit viel Feuchtigkeit. Zuerst wird Flüssigkeit, in der Regel Wasser oder ein Produkt auf Wasserbasis, z. B. ein Leave-in-Conditioner, aufgetragen. Dann wird die Feuchtigkeit mit Öl versiegelt und anschließend ein Cremeprodukt aufgetragen, um die Schuppensicht zu schließen und so neuen Feuchtigkeitsverlust zu verhindern.

Low-Poo bezeichnet eine Methode, bei der Locken nur mit wenig und besonders milden und pflegenden Shampoos gewaschen werden, um sie bestmöglich zu schonen. Die Shampoos sind oft minimalistisch in der Rezeptur, Inhaltsstoffe wie z. B. Sulfate oder Silikone werden weggelassen, Zusatzstoffe möglichst reduziert.

Micro-Plopping Die Kurz-Fassung von -> Plopping. Das Haar nach dem Waschen, Pflegen und Einarbeiten von Stylingprodukten kopfüber in einem Microfaser- oder Bambushandtuch auffangen und ganz sanft ausdrücken, sodass überschüssiges Wasser aufgenommen wird, die Produkte aber im Haar bleiben. Danach z. B. mit dem Diffuser weiter trocknen.

Pre-Wash Hierfür wird ein Conditioner, ein Treatment oder ein Öl schon vor der Haarwäsche aufgetragen, das Haar erst danach gewaschen. Für krauses Haar kann eine Haarwäsche mit normalem Shampoo oft schon zu aggressiv sein, da zu viele Öle und Fette entfernt werden. Durch das Pre-Wash erhält das Haar vor der Wäsche ein „Schutzschild“.

Plopping Eine Methode für Kund*innen zu Hause, um Locken nach dem Waschen, Pflegen und Einarbeiten von Stylingprodukten schonend zu trocknen, Sprungkraft und Bündelung zu erzeugen. Ein glattes Handtuch (z. B. Mikrofaser oder Bambus) oder auch ein Baumwoll-T-Shirt ausbreiten, das Haar kopfüber auf den Stoff fallen lassen, den Stoff um den Kopf herum locker einschlagen und das Haar einige Zeit so antrocknen lassen. „Normales“ Trocknen mit dem (Frottee-)Handtuch kann bei Locken Sprungkraft kosten, die Struktur aufrauen und Frizz begünstigen. Im Salon gängig -> Micro-Plopping.

Pixie-Diffusing Hier wird eine Haarpartie im natürlichen Fall von der Spitze her im Diffuser aufgenommen und der Diffuser dann zum Ansatz bewegt. Jede Partie mit wenig Hitze und auf unterer Stufe ohne viel Bewegung föhnen, sodass die Haare um die Noppen des Diffusers geringelt trocknen können.

Prayer-Hands-Technik Eine Methode zum Einarbeiten von Stylingprodukten. Das Produkt in den Händen verteilen und dann die wie betend aneinandergelegten Hände entlang einzelner Haarsträhnen nach unten gleiten lassen. So wird das Haar mit Produkt wie „laminiert“. Danach z. B. -> Scrunching.

Raking heißt im Englischen soviel wie harken, und ist eine Methode, um Locken zu entwirren und Produkte einzuarbeiten. Man verteilt das Produkt in den Händen, beugt die Finger in die Form einer Harke und streicht so durchs Haar.

Scrunching Beim Scrunching werden die Haarlängen mit den Händen sanft Richtung Ansatz gedrückt und wieder losgelassen, „Ziehharmonika-artig“. Scrunching bündelt die Locken und gibt mehr Sprungkraft. Es kann etwa beim Pflegen, Trocknen und Stylen angewandt werden.

Shingling Eine Styling-Methode für sehr lockiges und krauses Haar, bei der das Haar nach dem Waschen und Pflegen strähnenweise sauber gekämmt oder ausgestrichen, dann glatt gezogen und wieder losgelassen wird. Shingling ergibt etwas entspannte, definierte Locken, die durch -> Scrunching wieder verstärkt werden können.

Shrinkage Beschreibt das Phänomen der natürlichen „Schrumpfung“. Trocknet lockiges oder krauses Haar, nimmt die Haarlänge ab. Locken und Krause ziehen sich zusammen und rollen sich auf, sodass der Längenunterschied mitunter enorm ist – das Haar kann bis zu 80 Prozent seiner tatsächlichen Länge schrumpfen. Der Shrinkage-Effekt zeigt allerdings auch, dass das Haar gesund und gut mit Feuchtigkeit versorgt ist. Nur dann schnellt es, wenn es gedehnt wird, wie eine Feder zurück.

Stretching Techniken, die in lockigem und krausem Haar mehr Länge erhalten. „Schrumpfendes“ Haar (-> Shrinkage), das kürzer erscheint, wenn es trocknet oder Feuchtigkeit verliert, kann den Look einer Frisur völlig verändern. Stretching erhält möglichst viel Länge. Schonende, das Haar entspannende Stretching-Möglichkeiten ohne Heißgeräte sind -> Twist-Ins, -> Braids, -> Knots, Papilloten oder Banding, hierbei wird das Haar um ein um den Kopf gelegtes Band geschlungen und so getrocknet.

Twist-Ins & Twist-Outs Für Twist-Ins wird das Haar mit geeigneten Stylingprodukten nach Wunsch in Passées abgeteilt und jedes von Ansatz bis Spitze jeweils aus zwei Strähnen zusammen gedreht. Twist-Ins sind so schon eine fertige Frisur und können mehrere Tage getragen werden. Wieder aufgedreht werden aus den Twist-Ins Twist-Outs. Das Haar fällt dann in schön gebündelten Strähnen, ohne viel Länge zu verlieren, und kann variabel gestylt werden.

Wash & Go / Wash & Wear Eine einfache Styling-Methode, bei der die Locken nach der Haarwäsche mit Gel oder Creme definiert werden und mit dem Diffuser angetrocknet werden oder ganz lufttrocknen.

Text: Ariane Dreisbach

Danke an Riem Mukhtar @ Kao Salon Division und Mona Haase @ Kevin.Murphy für den fachlichen Input.