Tom Connell, Foto: Image-Artist Frank Gronau

06.04.2020

Nach Wechsel zu Davines: Tom Connell im Portrait

Er ist „der Neue“ – und trotzdem ein alter Bekannter: Tom Connell ist seit kurzem Hair Art Director bei Davines, nachdem er viele Jahre für Trevor Sorbie tätig war.

Zuvor war er viele Jahre bei Trevor Sorbie, nun ist er Teammitglied des italienischen Familienunternehmens. Mit seinen dunklen Locken und den braunen Augen könnte man Tom Connell tatsächlich selbst für einen Italiener halten – bis er zu reden anfängt und feinster nordenglischer Slang aus seinem Mund kommt. Geboren und aufgewachsen als Spross einer Friseurfamilie im industriellen Norden Englands, nahe der Großstadt Manchester, war der Friseurberuf für den 34-Jährigen anfangs nur Mittel zum Zweck: „Ich habe samstags im Salon meiner Eltern gejobbt, um mir ein bisschen Geld dazuzuverdienen – mehr war das eigentlich nicht für mich.“
   Dann jedoch machte Papa Connell einen cleveren Schachzug und schenkte seinem Sohn eine Eintrittskarte zu einer Frisurenshow. Der Filius ging hin, war begeistert und hing fortan am Haken. Er las alles, was er an Büchern über Frisuren und Biografien bekannter Friseure in die Finger bekommen konnte, angefangen bei Vidal Sassoon, und stellte fest, dass es Berufung statt Beruf war: „Ab diesem Moment war mir klar: Das will ich auch. So etwas will ich auch können.“ Einer fundierten Ausbildung in einem Salon in Manchester folgte der Umzug nach London und vor mehr als zehn Jahren die Anstellung bei Trevor Sorbie – eine schicksalhafte Entscheidung in mehr als einer Hinsicht.

Zehn Jahre bei Trevor Sorbie

Nicht nur, dass Tom Connell vom „Altmeister“ lernen und sich inspirieren lassen konnte, eines Tages kam auch eine junge Dame mit sehr langen Haaren in dessen Salon spaziert. „Ich schnitt ihr die Haare gut zehn Zentimeter ab, wir unterhielten uns nett. Zwei Wochen später kam sie wieder und bat mich, ihre Haare nochmals zehn Zentmeter abzuschneiden.“ So ging es wochenlang weiter, bis die gebürtige Irin noch schulterlanges Haar hatte – und ihrem Friseur schließlich entnervt eine E-Mail schickte mit der Frage, ob sie so oft in den Salon kommen müsse, bis sie eine Glatze hätte, bevor er auf die Idee käme, sie nach einem Date zu fragen. Heute sind die beiden verheiratet und Eltern der einjährigen Erin.
   Doch nicht nur sein privates Glück fand Tom Connell durch die Anstellung bei Trevor Sorbie, er konnte auch für seine Arbeit – in den letzten vier Jahren als Art Director – seine berufliche Befriedigung und Weiterentwicklung finden und schier unendlich viel lernen. Der gebürtige Schotte Sorbie arbeitete bei Vidal Sassoon, Toni & Guy und John Frieda, bevor er seine eigenen Salons eröffnete. Tom Connell merkt dazu an: „Trevor nahm aus jedem seiner Jobs etwas mit – und dieses Können, diese Inspiration, gab er gerne weiter.“
   Sorbie selbst sagte einmal über seinen Schützling, Connell sei der erste seiner Angestellten, der nicht selbst ins Rampenlicht drängte, sondern sich als Teil eines Teams verstünde. Darauf angesprochen, wiegelt Connell bescheiden ab: „Natürlich ist es besser, als Team zu arbeiten. Alles dreht sich um die Arbeit und das Endresultat zählt. Dabei spielt es keine Rolle, wer die beste Idee erschaffen hat, es kommt nur darauf an, was am Ende dabei herauskommt. Da muss man das eigene Ego auch mal hintanstellen.“

Wechsel zu Davines

Menschlich hat es also gepasst, die Arbeit und im Team sowieso – warum also, fragt man sich unwillkürlich, hat Tom Connell dann Trevor Sorbie verlassen? „Ich hatte eigentlich nie in Betracht gezogen, irgendwo anders zu arbeiten. Dann kam Davines auf mich zu. Ich habe mich mit der Geschichte der Firma beschäftigt, mit dem Arbeitsethos und der Nachhaltigkeit, und das Village in Italien besucht. Es hat einfach gepasst. Davines hat dieselben Werte wie ich, es sind einzigartige Menschen, die die Industrie nach vorn bringen wollen.“
Die Entscheidung war also gar nicht so schwierig. „Ich dachte mir, entweder bleibe ich für immer bei Trevor Sorbie oder gehe zu Davines – eine andere Möglichkeit gab es nicht. Ich hatte gedacht, dieses Authentische, Kre­ative würde ich nirgends anders finden als bei Trevor, und als ich dann bemerkt habe, dass es bei Davines eben doch so ist, habe ich mich zum Wechsel entschieden.“
   Hier möchte er nun vor allem eines: Das Ansehen des Friseurberufs außerhalb des Branche steigern. „Ein guter Friseur ist wie ein Sternekoch“, sagt der bekennende Fan der Netflix-Doku Chef’s Table. „Die Mischung aus Handwerk und Kunst, die kreative Heran­gehensweise und das Erschaffen von Neuem.“ Dieses Fantasievolle, manchmal Verrückte möchte Tom Connell auch auf den Friseur­beruf übertragen. Er hat viele Ideen, vor allem für fotografische Arbeit, um sein Wissen weiterzugeben, und für Shows. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob er vor 12 oder vor 1.200 Friseuren spricht: „Jedes Publikum ist eine neue Erfahrung!“ Man darf gespannt sein auf das Süppchen, das er bei Davines in den nächsten Jahren kochen wird.