09.12.2024
Hautpilz im Barbershop - immer noch ein großes Thema
Der "Barbershop-Pilz" sorgte im Sommer für Schlagzeilen. Ein halbes Jahr später stagnieren die Fallzahlen. Hygiene bleibt trotzdem oberstes Gebot.
Der sogenannte Barbershop-Pilz, lateinisch Trichophyton tonsurans, machte in diesem Sommer Schlagzeilen. Ein paar Wochen hatte man den Eindruck, den Männern des Landes, mindestens denen, die Kunden eines Barbershops waren, drohe ernsthafte haarige Gefahr. Ein Sommerlochthema? Sicher nicht!
Tatsächlich ist der Pilz hochansteckend und verursacht Rötungen, Entzündungen, Bläschen, kreisrunde Flecken und last but not least Haarausfall. In Barbershops übertragen wird er dann, wenn die Klingen nicht ausreichend desinfiziert sind. Kleine rasurbedingte Verletzungen an der Kopfhaut genügen für eine Übertragung.
Die Zahlen stagnieren
Durch die aufgeregten Berichte fühlte sich eine ganze Branche diskreditiert. Das war sicher nicht fair. Die Berichterstattung und die Informationen über die Bedeutung strenger Hygienestandards halfen aber dabei, die weitere Verbreitung des hochansteckenden Pilzes zu stoppen. Die Lage scheint sich beruhigt zu haben.
Dr. Valentina Laura Müller, Leiterin der dermatologischen Infektiologie und Mykologie der Helios Standorte Duisburg und Oberhausen, sieht in ihrer Region kein Ansteigen der Fallzahlen, weniger sind es allerdings auch nicht geworden. Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, Leiter des Instituts für Pilzkrankheiten in Berlin, hat den Eindruck, die Situation habe sich auch Dank der großen medialen Aufmerksamkeit verbessert. „Wir hatten in den letzten Monaten keinen neuen Fall“, stellt er fest. Wirklich valide Daten gibt es allerdings nicht. „Kollegen sind dabei, die Verbreitung in ganz Deutschland zu untersuchen. Zahlen liegen aber noch nicht vor“, sagt Dr. Valentina Laura Müller.
„Und es gibt keine Meldepflicht für Pilzerkrankungen“, ergänzt Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, „das macht es unmöglich, die Anzahl der Ansteckungen wirklich genau zu bestimmen.“ Es wäre also zu früh, völlig Entwarnung zu geben.
Von innen und außen behandeln
Die Behandlung des Pilzes ist unter Umständen langwierig. Eine äußere und innere Therapie ist notwendig. Behandelt wird mit Sprays, Lösungen oder Cremes. Zusätzlich gibt es Tabletten. „Eine pro Woche genügt“, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz. „Die Behandlung ist also gut verträglich.“
Dr. Valentina Laura Müller berichtet davon, dass es immer wieder Patienten gibt, denen die Geduld fehlt, die Therapie bis zur endgültigen Ausheilung durchzuhalten. „Genau das allerdings ist wichtig“, betont sie. Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz empfiehlt noch allen, die befürchten, sich infiziert zu haben, ein Pilzspray anzuwenden, „das funktioniert wie die Pille danach.“
Pilz schon länger bekannt
Wichtig ist ihm auch, darauf hinzuweisen, dass die Verbreitung des Trichophyton tonsurans kein neues Phänomen ist. Er ist als sogenannter „Mattenpilz“ schon lange aus Sporthallen bekannt, Haut-zu-Haut-Kontakt oder Hautschuppen mit Sporen auf der Matte führen zu Ansteckungen und der Pilz befällt alle Körperteile. Auch in Kindergärten kommt er immer wieder vor. Dass sich Trichophyton tonsurans nun gerade auffällig häufig über Barbershops verbreitet, mag etwas damit zu tun haben, dass sich die Haarmode verändert hat, mehr und kürzer rasiert wurde. Das jedenfalls schien Dr. Valentina Laura Müller im Sommer eine wahrscheinliche Ursache für die alarmierende Häufung der Fälle im Sommer.
Hygiene ist das A & O
Die Ausbreitung des Trichophyton tonsurans zeigt, wie wichtig Hygiene ist - ganz egal ob im Barbershop oder Friseursalon.
- Regelmäßiges Desinfizieren von Bürsten, Kämmen und Scherköpfen nach jedem Kunden muss zur Routine gehören, genauso wie das
- Austauschen von Handtüchern und der Einsatz von Einwegrasierklingen. Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz weist darauf hin, dass es noch eine Reihe anderer Pilzarten gibt, die sich zum Beispiel über Kämme verbreiten können. Es ist im Interesse der Branche und ihrer Kundinnen und Kunden der Hygiene höchste Priorität zu geben.
- Auch ungefragt auf eigene Standards hinzuweisen wird Salonkunden die Sicherheit vermitteln, in jeder Hinsicht professionell bedient zu werden. Nach den Schlagzeilen dieses Sommers ist die Gewissheit, einen hygienisch einwandfreien Salon gefunden zu haben, neben der Zufriedenheit mit Rasur und Haarschnitt, sicher ein guter zusätzlicher Grund wiederzukommen.
Text: Nikolas Feireiss