Tape Extensions richtig befestigen | Foto: leszekglasner/ AdobeStock

07.11.2024

Extensions im Salon - Tipps für Einsteiger und Einsteigerinnen

Haarverlängerung und - verdichtung ist ein lukrative Dienstleistung. Wer mit der Idee spielt, sollte sich vorab ein paar wichtige Fragen stellen.

Schöne, volle und vor allem lange Haare – seit der Antike versuchen wir Friseur*innen dieses Schönheits-Ideal zu bedienen und die Wünsche unserer Kund*innen zu erfüllen. Dies war noch nie so einfach wie heute.

Was in den Anfängen von manchen als überkandidelt verschrien wurde, ist mittlerweile fester Bestandteil in unserem Berufsfeld. Immer mehr Friseur*innen integrieren diese Dienstleistung in ihr Portfolio. Doch was ist alles zu bedenken, wenn man neu in das Feld der Haarergänzung einsteigt?

Wer ist meine Zielgruppe bzw. welche Klientel möchte ich ansprechen?

Diese Frage ist oftmals schwer zu beantworten, aber die Antwort ist unverzichtbar für viele weitreichende Entscheidungen. Wir können es nicht jedem recht machen. Deshalb sollte man sich bewusst sein, wen man mit der Dienstleistung erreichen will und was alles getan werden muss, damit sich dieser Personenkreis auch tatsächlich angesprochen fühlt.

Darauf folgt die Frage, welchen Umfang beziehungsweise Stellenwert die Haarergänzung im Salonalltag einnehmen soll.

Reicht es, wenn eine Haarergänzung pro Monat durchgeführt wird, oder sollten es drei pro Tag sein? Wenn die Dienstleistung zum Kernsortiment des Ladens gehören soll, muss man in etwas größeren Dimensionen denken, was sowohl den zeitlichen, personellen als auch den finanziellen Einsatz betrifft. Dies beinhaltet z. B. wie viel Fremdhaar in unterschiedlichen Farben, Längen und Texturen im Salon verfügbar ist. Je mehr Auswahl im Salon vorhanden ist, desto mehr Kapital muss zunächst aufgewendet werden, da wir in der Regel immer in Vorleistung gehen. Ist die Auswahl vor Ort geringer, muss beachtet werden, wie schnell die gewünschten Haare geliefert werden. 


Es ist oft sinnvoll, dass mehrere Kolleg*innen im Salon geschult sind, damit z.B. krankheitsbedingte Ausfälle ohne Probleme kompensiert werden können. Das wissen auch die anbietenden Firmen. Deshalb sind Schulungsmaßnahmen oftmals inkludiert. 

Welches Extensions System ist das richtige für mich?

Diese Überlegungen und die Auswahl der Zielgruppe fließen in die Wahl des Haarergänzungssystems mit ein. Zu den drei verbreiteten Systemen gehören das Einarbeiten von Bondings, von Tape-Extensions und von Tressen.


Das Einarbeiten von Bondings wird von einigen als eine zeitintensive Methode betrachtet. Dabei werden einzelne Strähnen mit erwärmten Kunststoffen an dem Eigenhaar befestigt. Die Auswahlmöglichkeiten der Firmen, die diese Systeme anbieten ist riesig. Einige Firmen bieten spezielle Verfahren und Geräte an. Dazu zählt u. a. ein Rebond-Service, bei dem getragene Strähnen wiederaufbereitet und wiederverwendet werden können. Ebenso haben einige Firmen patentierte Haarveredelungsverfahren, die für die Qualität der Haare von entscheidender Bedeutung sind. Kooperationen können zu Beginn einen höheren finanziellen Einstieg erfordern. Aus der Bekanntheit, der Qualität und der Exklusivität ergeben sich aber viele Vorteile für den Salon, vor allem dann, wenn Kund*innen explizit nach diesen Anbietern suchen. 

Als weniger zeitaufwendig wird von einigen das Einarbeiten von Tape-Extensionen angesehen. Hierbei werden breitere Strähnen an Klebestreifen mit dem Eigenhaar verbunden. Es bildet sich ein Sandwich, wobei sich das Eigenhaar in der Mitte und das Fremdhaar darüber bzw. darunter befindet. Durch die breiteren Strähnen kann in kürzerer Zeit mehr Fremdhaar eingearbeitet werden. Allerdings wird der Tragekomfort von manchen Menschen als etwas unflexibel wahrgenommen werden. Aktuell bieten zahlreiche Firmen Tape-Extensions an und gefühlt werden es jeden Tag mehr. 

Ein weiteres verbreitetes System ist das Hair Weaving, bei dem Haartressen in die eigenen Haare eingenäht werden. Dafür wird eine Basis benötigt, in die die Tressen eingenäht werden können. Die kann mit geflochtenen Zöpfen (braid-Methode) oder mechanischen Ringen (braidless-Methode) erfolgen. Wenn das Eigenhaar nachgewachsen und die eingenähte Tresse locker ist, wird alles aufgetrennt, und die Tresse kann dann wieder neu eingearbeitet werden. Das Einnähen von Tressen ist vor allem im afroamerikanischen Kreis verbreitet. 

Extensions: Kontrolle und Reinigung

Mit dem Einarbeiten des Fremdhaares ist es aber nicht getan. Es ist unbedingt notwendig, dass das Fremdhaar eingeschnitten wird, damit es sich nahezu unsichtbar in das Eigenhaar integriert. Damit die neue Haarpracht auch möglichst lange schön bleibt, bieten viele Friseur*innen von Anfang an feste und regelmäßige Kontrolltermine an, bei denen z. B. ein Reinigungsschnitt durchgeführt wird. Das alles hat auch seinen Preis, bzw. sollte es haben. Die Preise sollten immer so kalkuliert werden, dass alle Kosten und ein realistischer Gewinn berücksichtig sind, damit man nicht nur sinnvoll freizeitbeschäftigt ist. Gleichzeitig sollte er in dem Rahmen liegen, den die Zielgruppe bereit ist zu zahlen. Dieses Spannungsfeld stellt uns immer vor große Herausforderungen. 
Ja das sind viele Überlegungen, aber sie sind es wert, wenn man diese Dienstleistung im Salonalltag etablieren und lange erfolgreich anbieten möchte.

Text: Matthias Bugge