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08.02.2016

Kostendeckend arbeiten - Was ist zu tun?

Ihr Salon ist gut besucht, doch er deckt kaum die Kosten? Dann nehmen Sie Ihre Mitarbeiter stärker in die Verantwortung. Beispielrechnungen erklären Ihnen die Bedeutung des Lohnfaktors.

TOP HAIR-Autor René Krombholz, Friseurunternehmer und Gründer der Wertegemeinschaft "Der faire Salon", erläutert Ihnen in diesem Artikel, wieviel ein Friseur im Salon erwirtschaften muss, um rentabel zu sein. Hier erklärt er, was der sogenannte Lohnfaktor (LF) ist, und warum dieser ein Schlüsselindikator für die Rentabilität von Mitarbeitern ist. All dies verdeutlicht er an übersichtlichen und praxisnahen Beispielrechnungen. Überprüfen Sie anhanddessen die Kostenstruktur Ihres eigenen Salons, damit Sie nicht in die Kostenfalle tappen. Lesen Sie die Ausführungen von René Krombholz:

Kürzlich bei einer Kollegin aus dem deutschen Norden - hohe fachliche Qualität, gute Preise und Auslastung und trotzdem ist sie gezwungen, nebenberuflich zu arbeiten um ihren (nicht üppigen) Lebensunterhalt bestreiten zu können. 

Es machte „Klick“ als die Sprache auf die Mitarbeiter kam. „Nett und  fleißig sind sie alle, aber manchmal habe ich das Gefühl, sie könnten ein bisschen mehr tun…“  so der Kommentar. „Wir arbeiten mit Lohnfaktor 2“,  beantwortete Sie daraufhin meine Frage.  Bei recht hohen Mietkosten, hochwertigen Produkten mit entsprechendem Wareneinsatz und guten Serviceleistungen nicht ausreichend.

Wir setzten uns zusammen und ich erklärte ihr Folgendes:

Die beiden Mitarbeiterinnen verdienten im Monat (Brutto)
Friseurin 11.500,00 €
Friseurin 21.750,00 €
Lohnkosten / Monat3.250,00 €
das ergibt an Bruttolöhnen im Jahr39.000,00 €
hinzu kommen die Lohnnebenkosten des Arbeitgebers8.970,00 €
Lohnkosten gesamt47.970,00 €
Es wurden im Laufe eines Jahres also 47.970,- € für Löhne der Mitarbeiterinnen ausgegeben. Die Sollumsätze bei Lohnfaktor 2 wurden auch regelmäßig erreicht und betrugen:
Friseurin 1 Sollumsatz 3.000 € - erreicht wurden durchschnittlich3.400,00 €
Friseurin2 Sollumsatz 3.500 € - erreicht wurden durchschnittlich3.900,00 €
Allerdings - und hier heißt es aufgepasst, immer nur für 10 Monate, während die Lohnkosten für 12 Monate gezahlt wurden. (Urlaub, Feiertage, Krankheit
Der tatsächliche Umsatz der beiden Friseurinnen betrug im Jahr
Friseurin 133.960,00 €
Friseurin 239.080,00 €
Umsatz gesamt73.040,00 €
Nach Abzug der abzuführenden Umsatzsteuer verbleiben61.378,00 €
Natürlich haben diese Mitarbeiter bei ihrer Arbeit auch Waren benötigt.
Bei einem durchschnittlichen Wareneinsatz von 12 %8.764,80 €
"übrig" blieben nach Abzug dieser Summen im Jahr52.613,20 €
Wenn man von diesem Betrag die Lohnkosten abzieht in Höhe von47.970,00 €
verbleiben im Jahr4.643,20 €
Macht pro Monat etwas weniger als  400 Euro ….


Wer übernimmt die laufenden Kosten?

Meine Gesprächspartnerin wurde blass, als ich fragte, wer die Kosten für Miete, Energie, Versicherungen etc. erarbeitet. Von ihrem eigenen Umsatz (rund 8.000 Euro) blieb so gut wie nichts mehr übrig, so dass sie einen Zweitjob annehmen musste.

Ähnliche Situationen finden Sie in vielen Salons. Überall ist die Frage, was denn eine Friseurin erwirtschaften soll oder muss. Schlüssel hierzu ist der sogenannte Lohnfaktor. Er ist ein Indikator, wann Mitarbeiter wirtschaftlich rentabel für den Betrieb sind. Je höher die Kosten eines Unternehmens, desto höher ist der Lohnfaktor. Der Lohnfaktor (LF) besagt, wie oft der Mitarbeiter den Bruttolohn umsetzen muss, um rentabel zu sein. Ein Beispiel: Ein Bruttolohn von 1.000 Euro bei LF 3,5 heißt, dass ein Umsatz von 3.500 Euro erforderlich ist.

Fakt ist: Über kaum einen anderen Punkt im Friseurhandwerk gibt es so viel Unwissenheit, Fragen und Rätsel. Dabei gibt es hierüber keine Geheimnisse, sondern genügend Seminare, die erklären und aufklären. Auch bekannt: Das kostet Geld – und das fehlt vielen Unternehmern genau wegen vorgenannter Tatsachen.

Nehmen Sie die Mitarbeiter in die Verantwortung

Wenn Sie sich selbstständig machen und alleine arbeiten, werden Sie einen kleinen Raum suchen und Ihre Tätigkeit so gestalten, dass diese rentabel wird. Dafür sind Sie alleine verantwortlich und es bleibt zu hoffen, dass Sie nicht längere Zeit krank werden. Sind Sie bereit, Arbeitsplätze zu schaffen, vermehren sich die Kosten rasant. Hier gilt es, die Mitarbeiter in die Mitverantwortung zu ziehen, denn auch sie müssen anteilig die entstehenden Kosten mittragen.

Fragen Sie sich, welchen Umsatz Sie benötigen und ermitteln Sie dann den Lohnfaktor.

Dazu nehmen Sie wieder Ihre vertraute Kostenplanung zur Hand:
Lohnkosten36.000 €
Fixkosten12.500 €
Gemeinkosten18.000 €
Zinsaufwendungen500 €
geplanter Gewinn (netto) Unternehmerlohn30.000 €
ergeben den Arbeitswert97.000 €
hinzu kommt Ihr Wareneinsatz  (12%)11.640 €
Netto Umsatz108.640 €
direkt abzuführende Umsatzsteuer20.642 €
Bruttoumsatz  Dienstleistung129.282 €
 
abzüglich Umsatz des Chefs inkl. Umsatzsteuer36.000 €
ergibt Team-Umsatz pro Jahr93.282 €
verteilt auf 10 Monate (reine Arbeitszeit)9.328 €
ergibt den erforderlichen Teamumsatz pro Monat 
 
Berechnung des Lohnfaktors
erforderlicher Teamumsatz Monat9.328 €
geteilt durch die Brutto Lohnsumme Monat3.000 €
ergibt den Lohnfaktor3,1

 

Bedenken Sie aber auch

  • Nicht alle Arbeiten sind mit Euro zu berechnen!
  • Nicht alle Mitarbeiter sind gleichermaßen leistungsstark.
  • Und: Der Lohnfaktor ist ein Indikator - kein Druckmittel.

Bedenklich:
Derzeit gibt es Unternehmen, die einen Lohnfaktor über 4 fordern - bei  Elf-Euro-Preisen! Den Mitarbeitern werden Arbeitszeit und Lohn gekürzt, sofern diese Vorgaben nicht erreicht werden. Persönlich empfinde ich das als sittenwidrig. Meine Anfrage an den Zentralverband zu diesem Thema blieb leider unbeantwortet.

Wichtig ist, dass alle im Friseurgewerbe tätigen Personen, insbesondere die Mitarbeiter, über die grundlegenden geschäftlichen Daten der Salons, in denen sie arbeiten, informiert werden. Diese Daten sollten von den beteiligten Parteien selbst besprochen werden.