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04.04.2018

Vom Förderschüler zum Meisterbrief

Mit nur 22 Jahren hat Bedir Acar aus Bönen seine Meisterprüfung geschafft. Gar nicht so selbstverständlich für den ehemaligen Förderschüler. Er möchte jungen Menschen Mut machen, trotz Lernschwäche für ein Ziel zu kämpfen. Gleichzeitig fordert er von Friseurunternehmern, mehr Zeit in den Nachwuchs zu investieren, und zwar schon vor Ausbildungsstart.

TOP HAIR: Bedir, welche Schwierigkeiten hattest du in der Schule?

 

Bedir Acar: Ich habe eine Matheschwäche und musste deshalb eine Förderschule besuchen. Damit ist man dann leider schon ziemlich uninteressant für den Arbeitsmarkt. Ich war aber schon immer im kreativen Bereich talentiert. Friseur war eigentlich immer ein Traumberuf für mich. Mit 13 durfte ich in einem Praktikum dann schauen, ob das wirklich etwas für mich ist. Meine Chefin hat mich viel ausprobieren lassen und dabei mein Talent entdeckt.

 

TOP HAIR: Somit hast du im Anschluss an die Schule eine Ausbildung gemacht?

 

Bedir Acar: Nein, leider nicht. Das Arbeitsamt hat zum Schulabschluss einen Test gemacht, der ergeben hat, dass ich „nicht ausbildungsreif“ wäre. Ich habe dann zuerst ein sogenanntes Einstiegsqualifizierungsjahr in dem Salon gemacht, in dem ich auch das Praktikum gemacht hatte. Ähnlich wie bei einer Lehre ist man dabei sowohl in der Schule als auch im Betrieb. Nach diesem Jahr bin ich dann offiziell ins erste Lehrjahr übernommen worden. Ich war sehr stolz und habe megaviel gelernt. Von einigen 5ern habe ich mich dann auf einen Notendurchschnitt von 1,1 verbessert und wurde sogar Prüfungsbester! Bei dem dann folgenden Wettbewerb PLW (= Profis leisten was) wurde ich Landesbester in NRW. Dafür erhielt ich ein Stipendium, das ich direkt für die Meisterschule eingesetzt habe. Ich hatte ein ganz klares Ziel vor Augen: Ich wollte die Meisterprüfung schaffen! Es war sehr schwer und ich habe sehr viel und hart gearbeitet und gelernt, aber ich habe es geschafft – auch mit viel Unterstützung meiner Chefin.

 

TOP HAIR: Was war für dich der wichtigste Schlüssel zum Erfolg?

 

Bedir Acar: Dass ich schon im Praktikum sehr viel Unterstützung und Motivation bekommen habe. Ich finde, dass viel mehr Salons schon bevor sie jemanden als Azubi einstellen, den Jugendlichen die Möglichkeit für ein Praktikum geben sollten. Und dann auch viel Zeit und Aufmerksamkeit hinein investieren, einen tiefen Einblick in den Beruf geben. So könnte man auch Azubis finden, die beim ersten Blick auf den Lebenslauf vielleicht nicht infrage kommen.

 

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