L'Oréals neueste Erfindung: der Water Saver. Foto: L'Oréal/Dirk Enters

24.11.2021

Luxus-Haarwäsche spart 6 Milliarden Liter Wasser

Wasser sparen und gleichzeitig das Behandlungsergebnis beim Friseur verbessern? Das verspricht die neueste Erfindung aus dem Hause L'Oréal. Mit Guive Balooch, Global Vice President L’Oreal Technology Incubator, haben wir über seine Arbeit und den Water Saver gesprochen.

TOP HAIR: Herr Balooch, Ihre derzeitige Position heißt "Global Vice President L'Oréal Technology Incubator" - können Sie bitte in wenigen Worten erklären, woran Sie und Ihr Team jeden Tag arbeiten?

Guive Balooch: Wir kreieren die effektivsten und innovativsten Schönheitsprodukte, indem wir Technologie und Design kombinieren, uns auf die Bedürfnisse der Verbraucher konzentrieren und Kundenerlebnisse verbessern. Wir arbeiten mit externen Partnern und den über 30 Marken von L'Oréal zusammen. Unsere Technologien sollen die unerfüllten Verbraucherbedürfnisse bedienen. Ich glaube das vor allem der Bereich Nachhaltigkeit davon profitieren wird, da die heutige Technologie eine große Rolle für den Beautymarkt und insbesondere für die Verringerung des Wasserverbrauchs spielen wird.

Der Water Saver ist Ihre neueste Innovation für die Salons: Was macht den Water Saver so besonders und warum ist er hilfreich für die Salons?

Der L'Oréal Water Saver ist ein nachhaltiges Haarpflegesystem für Friseursalons. Im Vergleich zu einer normalen Haarwäsche werden hier bis zu 65% weniger Wasser verbraucht. Das System stellt eine neue Art der Haarwäsche und -pflege dar, die Wasser spart und das Shampoo-, Pflege- und Behandlungserlebnis verbessert. Wir haben diese neue Technologie in Zusammenarbeit mit dem Umwelt-Innovationsunternehmen Gjosa entwickelt und können es kaum erwarten, dass die Welt eine luxuriöse Haarwäsche erlebt, die zudem den Wasserbrauch drastisch reduziert. Das ist nicht nur besser für die Salons, sondern auch besser für unseren Planeten.

"Es ist ein luxuriöses Erlebnis"

Können Sie bitte in einfachen Worten erklären, wie die Technologie funktioniert?

Es gibt eine Maschine, die an die Waschbecken in den Salons angeschlossen wird. Die Maschine selbst hat drei Anschlüsse, in die man dann Shampoos, Spülungen und Kuren einsetzt, die direkt in den Wasserstrom geleitet werden. Aktuell arbeiten wir ausschließlich mit den Produkten von Kérastase. Der Water Saver erzeugt dann mikroionisierte Wassertröpfchen, indem er sie in einem unter hohen Druck stehenden Strom zusammenprallen lässt, so dass zehnmal kleinere Tröpfchen entstehen. So wird das gesamte Wascherlebnis nicht beeinträchtigt und unterscheidet sich auch nicht von einer normalen Haarwäsche. Im Gegenteil: Es ist ein luxuriöses Erlebnis. Bei Kérastase sprechen wir davon, dass Haare gebadet werden und genau das passiert hier auch. Der Begriff „Haare baden“ drückt die Wertschätzung gegenüber dem Haar aus und zeigt, dass es sich um ein Pflegeerlebnis handeln sollte.
Darüber hinaus verfügt das System über ein Dashboard (Anm.d.Red. eine Instrumententafel), das die für einen bestimmten Kunden verwendeten Behandlungen sowie die Wasser- und Energieeinsparungen anzeigt. Das System verbraucht insgesamt bis zu 80 % weniger Wasser, d. h. zwei Liter pro Minute im Vergleich zu den üblichen acht Litern pro Minute.

Ist das genug Wasser, um Farben, Shampoo und Behandlungen auszuwaschen?

Auf jeden Fall! Wir haben von Friseuren und Verbrauchern gleichermaßen gehört, dass der Wasserstrahl genauso stark ist wie bei einer normalen Haarwäsche in einem Salon.

Welches Potenzial sehen Sie in dieser Technologie?

Nach der weltweiten Einführung des Water Savers besteht die Möglichkeit, bis zu 6 Milliarden oder mehr Liter Wasser pro Jahr einzusparen! Zusätzlich zu den Wassereinsparungen führt das System zu einer besseren Produktaufnahme und schnellerem Ausspülen, da die Haarpflegeprodukte in das mikroionisierte Wasser eingearbeitet werden. Es entsteht eine Art wolkenartiger Schaum. Dieser wolkenartige Reinigungseffekt könnte uns auch dabei helfen, weniger Plastik zu verwenden. 

Shampoos und Treatments können durch den Water Saver aufs Haar gebracht werden. Foto:L'Oréal
Shampoos und Treatments können durch den Water Saver aufs Haar gebracht werden. Foto:L'Oréal

Wann werden wir den Water Saver in deutschen Salons sehen?

Aktuell befindet sich der Prototyp des Water Savers noch im Test. Wenn er diesen bestanden hat, können wir den Water Saver hoffentlich bald in deutschen Salons sehen.

Warum ist Nachhaltigkeit für Friseursalons so wichtig, insbesondere in Verbindung mit Technologie?

Wir wollen den Friseursalons eine Technologie an die Hand geben, die ihnen hilft, Abfälle zu reduzieren, Wasser zu sparen und den Planeten zu schützen. Das ist nicht nur wichtig für die Salons, sondern auch für unsere Gesellschaft. Über das integrierte Dashboard des Waters Savers können Friseure sehen, wie viel sie sparen und dies täglich verfolgen. Stellen Sie sich vor, dass wir innerhalb eines Jahres drei Milliarden Liter Wasser einsparen. So sparen wir auch Geld und Strom.

Welche andere Technologien und Innovationen können wir in Zukunft für Friseursalons erwarten?

Wir erforschen eine Pulvershampoo-Technologie, um den Abfall in den Salons deutlich zu reduzieren. Das Pulver mit dem Wasser zu mischen ist ohne ein System schwierig, aber der Water Saver ermöglicht das Mischen innerhalb des Systems. Wir wollen eine Haarfarbenlinie auf Puderbasis entwickeln, die in die Maschine eingespritzt wird. Wir glauben auch, dass die Gjosa Technologie Potenzial für Haarfarben und Haarpflege hat. Das Färben von Haaren erfordert viel Präzision, aber wir hoffen, den Zeitaufwand für das Färben von Haaren zu verringern und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. 

Zur Person

Guive Balooch ist seit fast 15 Jahren bei L’Oreal. Von seinem Vater, der Professor in Berkeley war, erbte er die Leidenschaft für die Wissenschaft. Als er auf die Stelle bei L'Oréal stieß, forschte L'Oréal gerade an der Entwicklung besserer Schönheitsprodukte für Menschen mit ethnischen Haar- und Hauttypen, wozu auch die Bewertung der Haareigenschaften gehörte. Er etablierte damals die  Zusammenarbeit mit Start-ups. Die Mission, Technologie und Design im Beautybereich zu kombinieren, führte schließlich zur Gründung des Technology Incubator von L'Oréal im Jahr 2012.

Auszeichnung der TIME

Der L'Oréal Water Saver wurde jüngst von der Zeitschrift Time zu einer der Top-Innovationen des Jahres 2021 gekürt. Die für den Einsatz in Friseursalons entwickelte Technologie wurde im Januar 2021 auf der CES in Las Vegas vorgestellt und wird nun im Rahmen von Pilotprojekten in ersten Friseursalons in Kooperation mit der L’Oréal-Marke Kérastase eingeführt.

Lesen Sie hier, welche Firmen noch für ihre Innovationen gekürt wurden.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit im Friseursalon?

Lesen Sie dazu in der TOP HAIR Business-Ausgabe vom 15. Januar 2022 mehr!

Wir zeigen nachhaltige Lösungen, die bereits in Salons erfolgreich praktiziert werden und stellen eine Studie von L'Oreal vor, die untersucht, wie weit die Friseure bei dem Thema schon sind und welche Relevanz es mittlerweile in den Betrieben hat.

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