Foto: Melanie Fredel

01.08.2019

Blondes Haar: Antworten auf häufig gestellte Fragen

Wie unterscheidet sich die Struktur von blondiertem und naturblondem Haar? Wie wird blondes Haar vererbt? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um blondes Haar finden Sie hier.

Was unterscheidet blondes Haar von schwarzem, braunem oder rotem?

Grundsätzlich ist die Dicke und auch die Farbstoffmenge in blondem Haar eine andere. Die natürliche Haarfarbe hängt immer von der Melaninproduktion im Haar ab. Je mehr Haarfarbstoff gebildet wird, desto dunkler ist das Haar, je weniger, desto heller. Daher kann man sagen, dass blondes Haar weniger Pigment, also Melanin, enthält. Neben der Menge ist auch die Art des Melanins entscheidend.

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten unterscheiden: zum einen das Eumelanin, zum anderen das Phäomelanin. Beim Eumelanin handelt es sich um ein größeres, schwarz-braunes Pigment, beim Phäomelanin um ein kleineres, gelb-rotes. Bei blondem Haar ist weniger Eumelanin enthalten als z. B. in schwarzem oder braunem Haar, da dieses Pigment für die Farbtiefe verantwortlich ist. Auch enthält es weniger Phäomelanin als z. B. dunkles oder auch rotes Haar. Die Menge beider Melanin-Arten ist also in blondem Haar reduziert. Je nach Blondton variiert die Menge des Phäomelanins. Aschblondes Haar enthält weniger von dem gelb-roten Pigment als z. B. goldblondes. Noch mehr Phöomelanin als in Goldblond befindet sich z. B. in einem rotblonden Schopf. Dieses Pigment ist demnach für die Farbrichtung, also die Nuancierung verantwortlich.

Wie dick ist blondes Haar wirklich?

Ist von einer „normalen“ Haardicke die Rede, spricht man von einem Durchmesser von 0,05 –0,07 mm. Bei blondem Haar ist der Wert  niedriger, zwischen 0,03–0,04 mm.

Wie viele Haare haben Blondinen auf dem Kopf?

Blondinen haben zwar dünnere Haare, jedoch von der Anzahl her die meisten: man sprichtvon ca. 150.000 Haaren. Brünette können etwa 110.000 Haare aufweisen, Schwarzhaarige ca. 100.000. Am wenigsten Haare haben die Rot-haarigen. Diese müssen sich mit ca. 80.000–90.000 Haaren begnügen.

Wie wird die blonde Farbe vererbt?

Blonde Haare entstehen durch einen kleinen genetischen Defekt. Es wird dadurch, wie bereits oben beschrieben, weniger Melanin gebildet. Genetisch vererbt wird die blonde Haarfarbe rezessiv, d. h. dunkel ist dominant. Wissenschaftler schätzen, dass mehr als zehn Gene Einfluss auf die Haarfarbe nehmen. Da jeder Mensch von jedem Gen ein Exemplar von Mutter und Vater besitzt, ergeben sich hier zahlreiche Möglichkeiten der Kombination. Auch bei zwei dunkelhaarigen Eltern können blonde Kinder entstehen, da diese Genvarianten auch bei Schwarzhaarigen im Erbgut vorhanden sein können. 

Warum ist die Struktur von naturblondem Haar anders als von blondiertem?

Beim Blondieren wird die natürliche Struktur des Haares verändert. Durch das enthaltene Alkalisierungsmittel kommt es zu einer Quellung des Haares, damit es aufnahmefähig wird und die in der Blondierung enthaltenen Persalze ins Haar eindringen können. Die Schuppenschicht ist geöffnet. Die Persalze bzw. das Wasserstoffperoxid im Blondierbrei sorgen für den Abbau der natürlichen Pigmente, die zuvor fest in der Keratinmasse der Cortex verankert waren, und hellen das Haar durch den Abbau auf. Dort, wo vorher Pigmente waren, entstehen Löcher, vergleichbar einem Schwamm. Je mehr Löcher entstehen, desto poröser wird das Haar. So ist die Faserschicht von blondiertem Haar stärker angegriffen und die Schuppenschicht aufgeraut, d. h. die Schüppchen stehen, vergleichbar mit einem geöffneten Tannenzapfen, ab. Die veränderte Struktur kann zu einem Verlust der Elastizität führen, das Haar reißt schneller.

Blondiertes Haar lässt sich ohne Pflege ca. fünfmal schlechter kämmen als unbehandeltes Haar. Doch durch eine entsprechende Pflege können die beschriebenen Strukturveränderungen stark verbessert werden. Die entstandenen Löcher können durch Keratinersatzstoffe aufgefüllt und die abstehenden Schüppchen „gekittet“ werden.

Woher kommen all die Blond-Klischees?

Laut Psychologen und Attraktivitätsforschern polarisiert die Farbe Blond besonders stark. Auf der einen Seite steht bei Männern die blonde Haarfarbe hoch im Kurs, auf der anderen Seite ist aber bei beiden Geschlechtern eine gewisse Abneigung gegen blondes Haar vorhanden. Die Faszination hat laut Forschern verschiedene Gründe. Einer davon ist die Seltenheit der natürlichen Haarfarbe, denn nur 1 bis 2 Prozent der Weltbevölkerung sind von Natur aus hellblond.

Ein weiterer Grund ist der Altersaspekt: Kinder bzw. junge Menschen haben oft hell­blondes Haar. Mit zunehmendem Alter jedoch werden die Haare dunkler. Daher gilt blondes Haar als Symbol von Jugendlichkeit.

Ein dritter Grund sind die guten Eigenschaften, die einer blonden Haarfarbe zugesprochen werden, wie z. B. Unschuld und Reinheit. Blondinnen werden allerdings auch andere Eigenschaften zugesprochen. Ihnen wird eine gewisse Naivität, Kindlichkeit, Zielstrebigkeit, Weiblichkeit, Sinnlichkeit oder auch (sexuelle) Attraktivität nachgesagt, genauso wie eine emotionale Distanziertheit („die kühle Blonde“, die sich kühl gibt und selten Emotionen zeigt). In Filmen wie auch in Märchen wird die blonde Protagonistin häufig als „gut“ dargestellt, wohingegen die Dunkelhaarige das „Böse“ verkörpert. So wie zum Beispiel in Frau Holle die Goldmarie und Pechmarie. Jede Haarfarbe jedoch wird mit ­Eigenschaften verbunden und bedient bestimmte Klischees und Vorurteile.