20.04.2022

Barber Angels Brotherhood auf Wachstumskurs

Was mit einer kleinen Idee in Süddeutschland begann, ist mittlerweile zu einer großen Gemeinschaft geworden: In sechs Ländern hilft die Barber Angels Brotherhood Bedürftigen.

Ein Obdachloser, der im herannahenden Winter erfroren war, während Claus Niedermaier selbst im Warmen saß, gab den Anstoß für ein Engagement, das inzwischen europaweit Mitstreiter gefunden hat. Gemeinsam mit Freunden gründete Niedermaier 2016 die Barber Angels Brotherhood. Sie soll fortan ihr Handwerk für die gute Sache einsetzen: Unentgeltliche Haarschnitte für Menschen, die sich das sonst nicht leisten können. Viele von ihnen leben auf der Straße: „Mit einem Haarschnitt können wir den Menschen wieder ein Stück Würde geben, mehr Selbstbewusstsein. Und das hilft ihnen dann bei der Wohnungs- und der Jobsuche“, ist Club-Präsident Niedermaier überzeugt.

Lederkluft schafft Nahbarkeit

Angelehnt an das Outfit einer Biker-Gang treten die Friseur*innen bei ihren Einsätzen, die in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen geplant werden, in schwarzer Kluft und Leder- Kutte auf. „Wenn wir modisch auf treten würden, käme das sicherlich nicht so gut an. Wir hatten uns für die Lederkluft entschieden, um den Menschen Berührungsängste zu nehmen.“ Eine Idee, die verdammt gut aufging. Die Bruderschaft hat heute – auch dank kompetenter Marketing-Unterstützung – 434 Mitglieder in sechs Ländern; der jüngste Neuzugang ist Norwegen. Als Nächstes sollen Chapter in Kolumbien, Venezuela und Chile folgen, berichtet Niedermaier. Angelehnt an den Aufbau einer römischen Legion gibt es neben dem Präsidenten und seinem Stellvertreter einen Zenturio plus Stellvertreter (Optio) für jedes Bundesland. Das Heer der Haarschneider stellen die Apostel, die von Orga-Angels und Fotografen unterstützt werden. Der Lohn für ihr Tun: „Diese Freude und Wandlung! Zu sehen, wie der Mensch uns mit Zuversicht und Würde wieder verlässt und voller Mut – Dankbarkeit, das ist unsere Währung“, sagt Niedermaier.

Helfen in Zeiten von Corona

Eine Währung, die in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie gelitten hat. Zu Beginn des ersten Lockdowns waren den Angels die Hände gebunden. Erst ein ausgeklügeltes Hygienekonzept überzeugte das Gesundheitsamt. Dennoch blieb der Verein auch während der strengsten Corona-Einschränkungen nicht untätig. Es wurden weitere Projekte unterstützt und Hilfstransporte nach Mallorca organisiert, um den Menschen zu helfen, die durch die ausfallenden Tourist*innen in Existenznot geraten sind. Auch für die Flutopfer im Ahrtal machten sich einzelne Barber Angels stark.
   Egal wo und wie die Barber Angels im Einsatz sind, ihr Engagement wird gesehen – und gewürdigt: Etwa mit der Einladung zum Bürgerfest beim Bundespräsidenten 2018 oder dem Grand Prix Humanitaire, der höchsten Auszeichnung fürs Ehrenamt, den sie 2019 als erste deutsche Organisation in Paris erhielten, oder der jüngsten Auszeichnung, der „Goldenen Bild der Frau“, die die Funke Mediengruppe Ende 2021 an die beiden Schwestern und aktiven Barber Angels Kristina Flohr und Daniela Hinz verlieh. Mittlerweile sind Barber Angels in unterschiedlicher Besetzung auch gern gesehene Gäste in Morgen-, Mittags- und Prime Time-TV-Magazinen, um von ihren Einsätzen zu berichten. Nicht nur viele Friseur*innen kann der eingetragene Verein von seiner Arbeit überzeugen, auch Unternehmen und Einzelpersonen wie Frank Brormann sind von Anfang an dabei und unterstützen die Angels. So auch Michael Herzinger, der gleichzeitig Lizenznehmer für die eigene Scherenlinie der Barber Angels ist. Auch über die Branche hinaus konnten Niedermaier und die Angels Mitstreiter für ihre Sache gewinnen: Die Optiker-Kette Apollo unterstützt die lokalen Einsätze mit Sehtests, Sehhilfen und Sonnenbrillen.

Neues Projekt in der Mache

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Menschen motivieren könnte, so viel Gutes zu tun“, sagt Claus Niedermaier erfreut und stolz. Das persönliche Ziel des 60-Jährigen: „Ich hoffe, dass die Idee der Barber Angels, die auch wirklich untereinander zu einer Bruderschaft geworden sind, niemals zum Erliegen kommt und auf der ganzen Welt zu finden sein wird, denn Leid ist überall.“ Das neueste Projekt der Bruderschaft, das in einem kleinen Kreis erarbeitet wird, heißt „Mehr Mitmensch“. Dabei soll ein Konzept für die Mitglieder erstellt werden, das bei der präventiven Erkennung von schweren Depressionen und Suizidgedanken helfen soll.

Look like an Angel

Mittlerweile hat der Verein auch Klamotten im typischen Barber- Angels- Style im Angebot. Ein Teil des Erlöses der Shirts und Pullis geht direkt an den Verein. Die Kollektion gibt es unter: www.sporthoch2.com

So macht man mit

Um Mitglied bei den Barber Angels zu werden, muss man drei Mal als Gast bei den Einsätzen dabei gewesen sein. Dann entscheidet sich, ob es für beide Seiten passt. Derzeit sind pro Monat 10 Euro Mitgliedsbeitrag zu entrichten. Mehr Infos und Kontakt: b-a-b.club