21.12.2017

Altersvorsorge: Gut beraten

Zeit, sich um die Altersvorsorge zu kümmern. Doch wie? Wir haben René Wördemann von der Signal Iduna gefragt.

TOP HAIR: Ab welchem Alter sollte ich als Selbstständiger anfangen, etwas für meine Altersvorsorge zu tun?
René Wördemann: Gerade Selbstständige können nicht früh genug damit anfangen. Deshalb: so bald wie möglich. Denn bei einem längeren Zeithorizont lässt sich auch mit kleineren Beträgen eine vernünftige Altersversorge aufbauen. Wer später startet, muss entsprechend höhere Beiträge investieren. Darüber resignieren dann viele.

TOP HAIR: Welche Vorsorgemöglichkeiten sind in jungen Jahren, welche zum Beispiel auch mit 50 noch sinnvoll?
René Wördemann:
Die Vorsorge für das Alter sollte generell gestreut werden, egal in welchem Alter. Wer es sich leisten kann, investiert in verschiedene Anlagekategorien. Wichtig ist: in erster Linie die Langlebigkeit absichern. Also für eine Rente vorsorgen, die dann auch bis ans Lebensende gezahlt wird. Diese sollte beim heutigen Zins­niveau fondsgebunden erfolgen.

Eine fondsgebundene Rentenversicherung verbindet einen Fonds-Sparplan mit einer lebenslangen Rentenzahlung. Der Vorteil: Je nach Aktienanteil bieten sich in Zeiten niedriger Zinsen größere Renditechancen. Staatlich geförderte Zusatzvorsorge, eine Immobilie oder auch zusätzliche Aktien sind oft sinnvolle Ergänzungen. Wobei die beiden letzteren nicht spontan verkauft werden sollten. Wer erst spät an seine Rente denkt, sollte einen Grundstock durch eine möglichst hohe Einmalzahlung bilden und diese durch laufende Beiträge ergänzen. Je später jemand startet, desto höher müssen allerdings auch die Beiträge sein, um noch die gewünschte Rente zu erzielen.

TOP HAIR: Es gibt eine Flut an Produkten. Wie kann ich den Überblick behalten?
René Wördemann:
Ganz ehrlich? Persönliche Beratung ist das A und O. Das Internet allein ist bei solch langfristigen Festlegungen kein guter Ratgeber. Ein gut ausgebildeter Berater mit Erfahrung und einem modernen Beratungsprogramm kann eine bedarfsgerechte Versorgungsanalyse erstellen.

TOP HAIR: Welche Rolle spielt die gesetzliche Rentenversicherung, welche staatlich geförderte Vorsorgemöglichkeiten?
René Wördemann:
Wir empfehlen, zum Erhalt des Lebensstandards im Alter die Vorsorge in Stufen aufzubauen. Zunächst einmal zahlt jeder in die gesetzliche Rentenkasse ein. Selbstständige können sich von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen, wenn sie 216 Monate Pflichtbeiträge eingezahlt haben. Ab diesem Zeitpunkt kann sich dann jeder gänzlich privat und maßgeschneidert für das Alter, Invalidität oder den Todesfall absichern. Also quasi erst die Pflicht und dann die Kür. Für die private Absicherung gibt es ein umfangreiches Produktangebot. Hierzu gehören zunächst staatlich geförderte Alternativen, wie „Rürup­Rente“ und „Riester-Rente“, und im nächsten Schritt dann die modernen fondsbasierten Rentenversicherungen.

TOP HAIR: Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, auch Risiken wie Krankheit oder Berufsunfähigkeit mit abzudecken?
René Wördemann:
Die Folgen einer Krankheit sollte von Selbstständigen immer abgesichert werden – auch das Risiko einer Berufsunfähigkeit. Jeder weiß, dass Unverträglichkeiten mit Chemikalien erst nach einigen Berufsjahren auftreten können. Hinsichtlich der möglichen Höhe einer BU-Absicherung wird bei Selbstständigen geprüft, wie die Gewinne bzw. der Jahresabschluss vor Steuern aussehen. Daraus ergibt sich dann die maximal mögliche BU-Rente. So wird zum Beispiel auch eine „Überversicherung“ vermieden.

TOP HAIR: Unternehmer lösen nicht selten Lebensversicherungen, die eigentlich für die Altersvorsorge­ gedacht sind, für Investitionen ins Geschäft auf. Gibt es bessere Alternativen?
René Wördemann:
Eine Rentenversicherung sichert das Langlebigkeitsrisiko ab. Wer vorzeitig kündigt, verliert diese Absicherung, und bei integriertem Berufsunfähigkeitsschutz ist dieser auch gleich mit weg. Daher bei Engpässen lieber einen Vertrag für eine Weile beitragsfrei stellen lassen. Wer gar nicht erst in die „Versuchung“ einer Kündigung kommen möchte, schließt eine Basis-Rente („Rürup“) ab. Diese kann nicht kapitalisiert werden, hat große Steuervorteile in der Ansparzeit und kann als Fondsvariante abgeschlossen werden. Bei finanziellen Engpässen auf jeden Fall immer erst ein Beratungsgespräch führen, nicht einfach kündigen.

TOP HAIR: Man hört immer wieder von einer Tendenz in der Versicherungsbranche, Lebensversicherungen abzustoßen – Stichwort hohe Zinsen.
René Wördemann:
Da ist was dran. Viele Mitbewerber haben ihr klassisches Produktangebot eingestellt. 2018 werden weitere folgen. Andere wollen sich ganz von ihren Lebensversicherungsbeständen trennen – Stichwort „ Run off“. Wir stehen weiterhin voll zur Lebensversicherung und zu Garantien. Wir werden Lebensversicherungsbestände weder intern noch extern in den „Run off“ geben. Darauf können sich unsere Kunden verlassen.

Alles im Blick

 

  • Altersvorsorge früh beginnen, dann lohnen auch kleine Beiträge.
  • „Echte“ Renten zahlen bis ans Lebensende – ohne festes Ablaufdatum
  • Zuerst nach geförderten Produkten schauen: Rürup- oder Riester-Rente
  • Dann fondsgebundene Rentenversicherungen, dann erst Aktien, Sparpläne
  • Altersvorsorge nicht kündigen ohne gute Beratung
  • Hinterbliebene und Berufsunfähigkeit absichern

Interview: Susanne Vetter